Bangkok.

Vor ein paar Monaten drohte Bangkoks Straßenküche noch das Aus. Jetzt hat sie ihren ersten Stern: Jay Fai bekam ihn. Die Köchin ist in Thailand eine Institution.

Als Fai während eines Festakts in einem Nobelhotel von Bangkok die Urkunde aus den Händen eines Gourmet-Experten erhielt, war sie selbst für Stammkunden kaum wiederzuerkennen. Die blütenweiße Kochjacke hatte sich die 70-Jährige eigens für den Abend gekauft. Nicht einmal die Motorradbrille, die sie allabendlich in ihrem kleinen Restaurant in einem schmalen Shop-House in Bangkoks Chinatown trägt, hatte sie dabei. Dabei gehört der Augenschutz, der ihre Netzhaut vor dem tränentreibenden Aroma superscharfer Chilibohnen und dem spritzenden Öl in ihren Wokpfannen schützen soll, ebenso zu ihr wie ihr berühmt-berüchtigter Kai Jeow Puu, das Krebs-Omelett. Es ist so scharf, dass ausländische Gäste nach dem Feuerlöscher schielen.

In Deutschland würde so wahrscheinlich nicht einmal das billigste Thai-Restaurant überleben. In Bangkok aber, im alten Chinesenviertel, hat es das Lokal Jay Fai als erste der viel gelobten Straßenküchen von Thailands Hauptstadt zu Berühmtheit gebracht. Zur Begründung schrieb der Restaurantführer „Guide Michelin“: „Das Jay Fai ist ein Platz, in dem Taxifahrer in Verzückung geraten.“ 16 Euro kostet eine Mahlzeit, ein Preis, der um ein Vielfaches über den Preisen anderer Garküchen von drei bis fünf Euro liegt. Aber die Portionen seien auch groß.

Der „Guide Michelin“ zeichnete zudem noch mehr als ein Dutzend andere Straßenküchen aus, wo man auch unter zehn Euro bestens essen kann (im Baan Yai Phad Thai sogar für einen einzigen). Für sie gab es aber nur den „Bib Gourmand“, die Stufe unter dem Stern. Trotzdem wird dies vielfach als Antwort auf Überlegungen der Stadtverwaltung gesehen, einen Großteil von Bangkoks Straßenküchen dichtzumachen. Die Pläne hatten im Frühjahr international große Verwunderung ausgelöst. Jay Fai kann solchen Debatten nicht allzu viel abgewinnen. „Wir sind nur ein kleines Restaurant an der Ecke“, meint sie.