Berlin.

Einbrecher, die am Tatort auf dem Sofa vom Schlaf übermannt werden, oder Diebe, die sich nachts in einem Supermarkt aus Versehen im Pausenraum einschließen und die Polizei um Hilfe rufen müssen: 2017 machten Dutzende Fälle aus der Kategorie „dümmer, als die Polizei erlaubt“ Schlagzeilen. In München haben die Gesetzeshüter angesichts der kuriosen Häufung spektakulär gescheiterter Verbrechen sogar einen Schmähpreis ins Leben gerufen: die „Goldene Handschelle“.

Da war etwa der 25-jährige schwäbische Lackierer, der von Michael Schumachers Familie 900.000 Euro verlangte – sonst werde seinen Kindern etwas geschehen. Blöd nur, dass der Erpresser seine eigene Bankverbindung gleich mit preisgab, weshalb ihm die Polizei binnen Minuten auf die Schliche kam. Oder jüngst in einem Kasseler Getränkemarkt: Ein Trickdieb betritt den Laden, geht zur Kasse und lenkt die Servicekraft mit der Bitte ab, ihm Geld zu wechseln. Während die freundliche Frau Scheine und Münzen zusammensucht, greift der vermeintliche Kunde so ungeschickt in die Kasse, dass es der Angestellten sofort auffällt. Der Ertappte rennt hektisch zur Tür hinaus – und wird die Tat bis heute bereuen. Nicht nur, dass er keine Beute gemacht hat: Bei seiner Flucht vergisst er die 200 Euro, die die Kassiererin ihm wechseln sollte. Bei so viel Dilettantismus wirken sogar die naiven Disney-Panzerknacker aus Entenhausen wie echte Profis.

150.000 Einbrüche müssen die Behörden im Jahr aufklären. Täuscht der Eindruck, oder sind tatsächlich immer mehr ungeschickte Straftäter unterwegs? „Es ist schwer, diese Frage statistisch zu beantworten“, findet Florian Hirschauer von der Polizei München. „Auf jeden Fall hat die Berichterstattung zugenommen. Durch die sozialen Medien wird in den letzten Jahren immer schneller und häufiger über Polizeieinsätze berichtet.“

Hirschauers Behörde reagiert auf tollpatschige Verbrecher mit der Verleihung der „Goldenen Handschelle“ an Verbrecher, die sich besonders töricht angestellt haben. „Leute, die es richtig verdient haben, dass wir ihnen auf die Schliche kommen“, nennt sie Hirschauer, der im Social-Media-Team der Pressestelle arbeitet. Die ersten unfreiwilligen Preisträger waren einige Jugendliche, die im Januar randalierend durch ein Wohngebiet zogen, Autospiegel abtraten, Fahrräder umwarfen und eine Schneise der Verwüstung hinterließen. Allerdings hatten sie nicht an die Fußspuren gedacht, die sie im Schnee hinterließen – die Polizei musste nur der Fährte folgen. Über diese Expertengruppe amüsieren sie sich im Münchener Präsidium bis heute. Solche Fälle seien eine „Abwechslung vom ernsten Alltag“, sagt Hirschauer. „Wir jagen ja nicht den ganzen Tag lang Serienmörder.“

Mit der „Goldenen Handschelle“ macht die Behörde öffentlich auf Tölpeltäter aufmerksam. Warum sie das tut, erklärt Hirschauer so: „Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass die Bevölkerung hinter der Polizei steht.“ Durch solche Aktionen „bekommen wir einen Sympathiebonus. Die Kollegen auf der Straße merken, dass ihnen die Leute freundlicher gegenübertreten.“

Räuber beschwert sich,dass Polizei so schnell kommt

Eine Idee auch für andere Polizeidienststellen? Potenzielle Preisträger gäbe es jedenfalls genug. In Aachen wurde neulich ein Streifenwagen zu einem Altkleidercontainer gerufen. Dort ragten zwei Füße aus der Einwurfluke – ein stadtbekannter Kleinkrimineller (22) wollte auf der Suche nach Diebesgut in den Container klettern, kam dann aber nicht mehr hinaus.

Mindestens ebenso undurchdacht agierte ein Tankstellenräuber in der Nähe von Oldenburg. Der 36-Jährige überfiel zusammen mit einem Kumpanen nämlich ausgerechnet die Zapfstation, in der er immer einkaufte. Nachdem die Kassiererin den Stammkunden mit Namen begrüßt hatte, zückte er ein Messer. Offenbar hatte er nicht bedacht, dass die Servicekraft ihn hinterher mühelos würde identifizieren können. „Wir hatten das Geld noch nicht gezählt“, beschwerte er sich später in der Gerichtsverhandlung, „da klickten schon die Handschellen.“