Hamburg. Opposition sieht Einfluss des Bürgermeisters schwinden, doch der bleibt gelassen: „Das ist kein Beinbruch“

Nach der Parteitagsklatsche stellt sich die Frage nach der Zukunft: Was bedeutet es für Olaf Scholz, bei der Wahl zum stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden mit 59,2 Prozent das schlechteste Ergebnis erzielt zu haben? Hamburgs Bürgermeister selbst gab sich gelassen: „Das Wahlergebnis ist kein Beinbruch“, sagte er dem Abendblatt.

CDU-Fraktionschef André Trepoll sieht Scholz’ Ansehen hingegen beschädigt: „Seine selbst gewählte Rolle als vermeintlicher Retter der SPD hat ein Ende gefunden. Hamburg braucht jetzt einen politischen Neuanfang und vor allem einen Bürgermeister, der sich endlich wieder mit aller Kraft für Hamburgs Zukunft einsetzt.“ Die FDP-Fraktionsvorsitzenden Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse sehen Scholz’ Kraft bereits schwinden: „Mit dieser Schwächung wird er als Bürgermeister für Hamburg an Einfluss auf Bundesebene weiter verlieren. Von seiner Popularität früherer Tage ist nicht mehr viel übrig.“

Scholz hatte in Interviews und in einem Strategiepapier den Bundestagswahlkampf seiner Partei schonungslos analysiert. Viele hatten das auch als Kritik an Parteichef Martin Schulz verstanden. Aus Parteikreisen ist zu hören, dass dies ein Grund für das schlechte Abschneiden von Scholz sei. „Ich weiß, dass es meist nicht populär ist, erforderliche Debatten anzustoßen“, sagte Scholz. „Es ist aber nötig.“

Außerdem hatte der Parteivize seine Sympathie für eine in der SPD ungeliebte Große Koalition zu erkennen gegeben. Auch als Chef der Antragskommission des Parteitags dürfte sich Scholz nicht beliebt gemacht haben, denn dieser Job bringt es mit sich, Vorstöße von Delegierten abzubügeln.

„Ich finde das Ergebnis für Olaf Scholz bedauerlich. Er hätte ein besseres verdient“, sagte der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. Sein Kollege Niels Annen blickte bereits nach vorn: „Wenn die Gespräche mit der Union beginnen, wird er uns wie immer gut vertreten – auch die, die ihn nicht gewählt haben.“

Seite 2 KRITiken Seite 5 Bericht