Über Geschmack lässt sich streiten, doch treibt die Weihnachtsdekoration seltsame Blüten. Unter ein paar Hundert LED-Leuchten im Astwerk der Vordergartenmagnolie oder so fällt man kaum auf – selbst wenn die Birnen aus Fernost bunt und wild zucken. Auch blinkende Megaschlitten oder an der Hauswand kletternde, mannsgroße Puppen mit roten Mänteln, Mütze, Rauschebart wirken nur noch selten als Blickfang.

Dabei gilt: Weniger ist mehr. Leute, lasst lieber Fantasie walten! Gutes Beispiel ist eine namhafte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft am Millerntor. Wer via Reeperbahn stadtauswärts fährt, kann zwar den Michel nicht mehr sehen – dafür den vielleicht gewaltigsten Adventskalender der Stadt. Die Fenster sehen aus wie blaue Türen, mit täglich einer Zahl mehr. Und ein Schokoproduzent aus der Schweiz offeriert derzeit Häschen. Die Konkurrenz bietet eine männliche Variante. Name: Rudi Rabbit.

Ins Auge fallen auch farbige Lautsprecherboxen, die ein dänisches Geschäft an der Ottenser Hauptstraße anbietet. Zum Klang gängiger Adventsmelodien sprudelt ein illuminierter Springbrunnen in die Höhe – im Rhythmus von „Jingle Bells“ oder „Rentier Rudolf“. Das ist die Härte. Ebenso wie passend gekleidete Wichtel, Monsterpuppen und Weihnachtsfrauen mit Bikini und Peitsche in der Schoki-Faust. Meine Güte! Weit vorne in der persönlichen Hitliste schriller Hingucker ist ein Grundstück in Volksdorf. Da scheint tatsächlich ein Schwein durch den Garten zu fliegen. Der Körper blinkt heftig. Und die nackte Sau trägt nichts als eine riesige rote Schleife. 18-mal werden wir noch wach – dann ist dieser Spuk vorbei.