Für nicht wenige ihrer Fans begann Anna Depenbuschs Karriere am 9. Dezember 2010 mit ihrem Auftritt im Schellfischposten bei „Inas Nacht“, wo sie mit dem Lied „Kommando Untergang“ auftauchte. Kurz darauf erschien ihr Album „Die Mathematik der Anna Depenbusch“ (2011). Tatsächlich ist die geborene Hamburger Sängerin, Multiinstrumentalistin, Komponistin und Produzentin, aber seit über 20 Jahren musikalisch aktiv.

Im Abendblatt-Archiv findet man Konzertankündigungen für das Anna Depenbusch Jazz-Quartett, die bis ins Jahr 1996, da war sie 19, zurückreichen. 2000 steht sie mit ihrem Electro-Pop-Trio Neon auf der Bühne im Logo und im Hafenklang. Nur einige Stationen, die ihr Profil schärfen, dazu kommen Schul-Bigband, Studiengänge in Berlin und Hamburg, Comedy-Begleitungen und Unterhaltungsmusik zwischen Kiez und Komödie Winterhude, Background-Auftritte bei Udo Lindenberg, Stefan Gwildis und Orange Blue und Studiogefrickel an den Reglern für befreundete Jazzer. Musik für Theaterinszenierungen schrieb sie auch noch und fachsimpelte mit Björk bei einem langen Island-Aufenthalt.

Da ist es fast schade, dass das erste Album von Anna aus dem Jahr 2005, damals ohne Depenbusch angehängt, heute weitgehend vergessen ist. „Ins Gesicht“ erschienen auf dem Rintintin-Label von Talentscout Michy Reincke. Und es ist nicht nur interessant, weil Anna mit rot gelockter Löwenmähne überrascht. Deutlich hört man den leichthändig präsentierten Tanz auf den Tasten zwischen Singer/Songwriter, Jazz, Chanson, Country und Bossa nova, der Depenbuschs Lieder bis heute ausmacht. Nur die Produktion ist noch etwas zu herkömmlich und die Texte sehr von ihrem Island-Aufenthalt, wo die meisten Songs geschrieben wurden, geprägt. Viel Ruhe und Natur, wenig urbaner Esprit. „Ich wollte entdecken, was aus mir rauskommt, wenn ich alleine und total frei bin“, erzählte sie damals dem „Spiegel“.

Nach „Ins Gesicht“ stellte Anna erneut „Alles auf null“, wie ein Lied auf „Die Mathematik ...“ heißt. Im zweiten Anlauf hatte sie ihre bis zum aktuellen Album „Das Alphabet der Anna Depenbusch“ (2017) ausgefeilte Formel gefunden. Mehr Humor, mehr Optimismus, mehr Chuzpe, mehr Schlager. Letzterer aber im Sinne der kecken 60er, an die auch Annas heutiger Look erinnert. Wie gesagt, ihre Karriere begann nicht 2010 bei „Inas Nacht“ und endete auch nicht mit ihrem zweiten Auftritt dort im Juli 2017.

Anna Depenbusch & Band Mo/Di 11./12.12., jeweils 20 Uhr, Mojo Club, Reeperbahn 1, Karten zu 34,50 Euro im Vorverkauf
Anna Depenbusch solo
Sa 3.2., Elbphilharmonie, ausverkauf