Rom.

„Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösem“, heißt es seit gut 500 Jahren auf Deutsch im Vaterunser, dem bekanntesten Gebet des Christentums. Auch in anderen Sprachen wie Italienisch, Spanisch oder Französisch wurde das Gebet, dessen Urüberlieferung auf Griechisch ist, ähnlich übersetzt. Genau diese Stelle hat Papst Franziskus kritisiert. Dies sei „keine gute Übersetzung“, sagte er dem italienischen Sender TV2000, das am Mittwoch ausgestrahlt wurde. Grund: Es sei nicht Gott, der die Menschen in Versuchung führe. „Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan“, so der Papst.

Der Papst verwies auf einen Beschluss der französischen Bischöfe, die offizielle Übersetzung des Vaterunsers zu ändern. In katholischen Gottesdiensten in Frankreich lautet die betreffende Bitte seit dem ersten Adventssonntag: „Lass uns nicht in Versuchung geraten.“

Die Diskussion ist nicht neu. Im Zusammenhang mit der französischen Initiative hatten auch Theologen im deutschen Sprachraum eine Änderung verlangt.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer warnte laut Radio Vatikan hingegen bereits vergangene Woche vor einer „Verfälschung der Worte Jesu“. Die Vaterunser-Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ sei in dieser Formulierung bei den Evangelisten Matthäus und Lukas überliefert. Es gehe nicht an, Jesus zu korrigieren, so der frühere Dogmatikprofessor. Gleichwohl müssten und könnten diese Worte so erklärt werden, „dass das Gottesbild nicht verdunkelt wird“.