Wedel. Politiker wollen mit Wedel Nordwest ein zweites riesiges Neubaugebiet. Fachhochschüler liefern Ideen

Links und rechts der Holmer Straße gibt es viel landwirtschaftliche Fläche, liegen Bauernhöfe, darunter ein über die Grenzen Wedels bekannter Spargelhof, außerdem ein bisschen Kleingewerbe, Pferdekoppeln und einige schmucke Jugendstilhäuser. Wo Autofahrer derzeit zügig Gas geben, um auf der B 431 von der Rolandstadt in Richtung Krankenhaus und weiter nach Holm zu kommen, sollen Tausende von Menschen ein Zuhause finden. Unter dem Titel Wedel-Nordwest hat der Planungsausschuss ein Neubau-Megaprojekt beschlossen. Und Studenten der Fachhochschule Lübeck für Städtebau und Ortsplanung wurden engagiert, um erste Idee für den neuen Stadtteil zu entwickeln.

Zu einem Erkundungstag waren die Studenten unter der Leitung ihres Professor Achim Laleik nach Wedel gekommen. Erst wurden sie von Mitarbeitern der Stadt mit der Bauamtsleiterin Gisela Sinz-König an der Spitze in die Wedeler Topografie und die Besonderheiten des Planungsgebietes eingeführt. Dann ging es zu Fuß vom Rathaus in das potenzielle Neubaugebiet. Es beginnt kurz hinter dem Ortsausgang und erstreckt sich beiderseits der Bundesstraße bis zum Krankenhaus.

Eine Visitenkarte für die Stadt Wedel solle am Ortseingang aus Richtung Holm stehen, fasst die Studentin Christina Büttner ihren wichtigsten Gedanken zusammen. Besonders beeindruckt haben sie die Backsteingebäude in der Altstadt. Ein Verweis auf die historische Bausubstanz sollte sich nach ihrer Meinung am Ortseingang wiederfinden. Einen Fehler, den viele Kommunen bei der Ausweisung von Baugebieten machen, wollen die Studenten auf alle Fälle vermeiden. „Kein Aldi am Ortseingang“, steht für den Studenten Ferhat Türkoğlu fest. Eher setzen die angehenden Stadtplaner auf einen kleinen Nahversorger direkt im Neubaugebiet.

Wenig Bebauung gibt es in dem Gebiet, doch Student Nikolaj Frank zeigt sich beeindruckt von den wenigen zumeist alten Gebäuden. Die möchte er möglichst erhalten. Ein paar Meter weiter geht es an einem Gewerbebetrieb vorbei. Der störe das Wohnen, also sollte er umgesiedelt werden, steht für den Studenten fest. Gespräche darüber hatte es bereits gegeben. Vom Professor kommt jedoch der Einwand, der Betrieb könnte am Standort erhalten bleiben, und mit einer Einhausung könnten die von ihm ausgehenden Geräusche minimiert werden.

Ein besonderes Problem stellt die Umgehungsstraße dar, die Planungen zufolge von der B 431 abgehen und über die das aktuell geplante Gebiet Wedel-Nord erschlossen werden soll. Wie die dort lebenden Menschen vor dem Verkehrslärm schützen?, fragt Studentin Marlene Grüner. Eine klotzige Lärmschutzwand, an der sie auf ihrem Weg vom Rathaus vorbeigegangen sind, nimmt sie als abschreckendes Beispiel wahr. Straßen könnten gemeinsam von allen Verkehrsteilnehmern genutzt werden, so eine weitere Idee. Auf so einer „Shared-Space“-Fläche nehmen Auto- und Radfahrer sowie Fußgänger aufeinander Rücksicht. Außerdem wollen die Studenten ausreichend Platz für E-Tankstellen einplanen.

Im Februar sollen die Entwürfe fertig sein

Bereits in Lübeck hatten sich die 15 Studenten in Dreiergruppen aufgeteilt. Am Ende sollen fünf möglichst unterschiedliche Vorschläge stehen. Um die Recherche effektiv zu gestalten, wurden die Aufgabe innerhalb der Gruppen verteilt. Im Februar sollen die Studenten ihre Arbeiten fertiggestellt haben. Dazu gehören auch Modelle im Maßstab 1:1000, mit denen die Ideen nachvollzogen werden können. Die Arbeiten könnten den Politikern im Wedeler Rathaus oder in der Fachhochschule in Lübeck vorgestellt werden, so Laleik. Der Wissenschaftler regt außerdem an, die Modelle öffentlich zu präsentieren, etwa im Rathaus, damit auch die Bürger einen Eindruck gewinnen können.