Hamburg. 0,95 Prozent für Festgeld. So bereitet sich das angeschlagene Geldinstitut auf die Privatisierung vor

Wenige Monate vor dem Verkauf an wahrscheinlich angelsächsische Finanzinvestoren überrascht die HSH Nordbank mit einem ungewöhnlichen Angebot für Privat­anleger. Nachdem die angeschlagene Landesbank sich 2013 von ihren Privatkunden verabschiedet hatte, will sie jetzt wieder ihr Geld. Für einen Anlagezeitraum von einem Jahr bietet sie für Festgeld 0,95 Prozent Zinsen an. Das ist mit Abstand der höchste Satz, den eine deutsche Bank derzeit offeriert. Wer sein Kapital nur ein halbes Jahr parken möchte, erhält von der HSH Nordbank 0,85 Prozent Zinsen. Das neue Angebot, das nur über die Hamburger Anlageplattform „Zinspilot“ pu­blik gemacht wird, steht in engem Zusammenhang mit der Privatisierung. Nach Informationen des Abendblatts soll mindestens eine Milliarde Euro so bei Privatanlegern eingesammelt werden. Die Einlagen sind durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Eine Mindestanlage gibt es nicht.

„Für uns sollen diese Einlagen zu einem ganz normalen Refinanzierungskanal werden, denn wir bereiten uns bereits auf die privatisierte Bankenwelt vor“, sagt ein Sprecher der Bank. Ähnlich sieht es Michael Kruse, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP in der Bürgerschaft: .„Die HSH Nordbank muss gute Zinsen bieten, um sich refinanzieren zu können.“ Vom März 2018 an müsse die Bank bei der Refinanzierung auf eigenen Beinen stehen. Noch gehört die HSH Nordbank zur Sparkassen-Finanzgruppe und kann sich über diesen Verbund refinanzieren.

Einen direkten Kundenkontakt zu Privatanlegern gibt es aber durch das neue Zinsangebot nicht wieder. Die Abwicklung läuft nur über die Internetplattform „Zinspilot“ und die Hamburger Sutor Bank, die als Treuhänder fungiert. Dort wird das Geld eingezahlt und dann zur HSH Nordbank weitergeleitet. Gleichzeitig hat die Landesbank, die Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, ein gutes Ergebnis für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Der Gewinn vor Steuern stieg um zehn Prozent auf 201 Millionen Euro. „Wichtige Weichen für den im Februar angestrebten Eigentümerwechsel sind gestellt“, sagt Stefan Ermisch, Vorstandschef der HSH Nordbank.

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