ie man aus vermeintlichem Müll neuen Rohstoff gewinnen und Möbel und andere Designobjekte kreieren kann, zeigt die aktuelle Ausstellung „Pure Gold – Upcycled! Upgraded!“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Auch die 22 Kinder der Reinbeker Kindertagesstätte stehen staunend vor den Entwürfen der 53 Designer aus aller Welt, denen man erst auf den zweiten Blick ansieht, dass sie aus wiederverwerteten Abfall-Materialien stammen. Die Kunsthistorikerin Annika Sprünker führt die Gruppe gezielt zu anschaulichen Beispielen beziehungsweise schickt sie auf die Suche.

Jetzt steht die Gruppe fasziniert unter dem Leuchtobjekt von Paul Cocksedge, für deren Wabencharakter er ausrangierte Kaffeebecher erhitzt und geschrumpelt hat. „Die sehen aus wie Bienenwaben“, sagt ein Mädchen. Weiter geht es zu einem formschönen Sofa aus in Afrika verbreiteten Plastiktaschen von Matali Crasset. Sprünker erzählt, dass die Taschen nur ein bis drei Euro kosten und dank ihres leichten Gewichts häufig von Menschen auf der Flucht für den Transport der letzten Habe genutzt werden. Auch der „Donut“-Teppich der Finnin Juli Foos begeistert die Mädchen und Jungen sehr. Wie das Gebäck mit dem Loch in der Mitte hat sie Kartonscheiben mit Plastiktüten in verschiedenen Farben umwickelt. Ein Schrank aus Zeitungspapier, Sitzhocker aus ausrangierten Waschtrommeln, eine Kegelhalsvase aus Pappe und ein Stuhl aus gepressten alten Jeanshosen kommen noch an die Reihe. Am Schluss darf jeder sein Lieblingsobjekt bestimmen. Für die meisten ist es an diesem Vormittag die Lampe, auch wenn sie gar nicht so genau wissen, weshalb. Nach der Theorie kommt eine praktischer Teil, in dem die Teilnehmer wahlweise Portemonnaies aus Milchtüten kleben, Schlüsselanhänger flechten oder Körbe und Teller aus dünnem Telefonbuchpapier herstellen können.

Das Programm kommt sehr gut an. „Kinder recyceln intuitiv. Sie werfen weniger weg. Der Umgang mit den Materialien ist bewusster“, sagt Vermittlerin Manuela van Rossem. „Kinder haben einen natürlichen Respekt vor Ressourcen.“ Es geht aber hier weniger darum, ein Problembewusstsein als Kreativität zu schärfen. Und auch hier gilt: „Nur wer sich langweilt, wird kreativ.“