ehutsam hat die Textilrestauratorin Gudrun Hildebrandt den Karton geöffnet und das Seidenpapier zurückgeschlagen, so dass Hans-Jörg Czech, der Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, die Rotkreuzjacke und die Uniformhose aus dem Ersten Weltkrieg nun begutachten kann. Es handelt sich um Objekte, die wahrscheinlich in der großen Ausstellung zu sehen sein werden, die das Museum für Hamburgische Geschichte im nächsten Frühjahr der Novemberrevolution von 1918 widmet.

Doch noch befinden sich die künftigen Ausstellungsstücke im Zentraldepot der Stiftung Historische Museen Hamburg. Hier begutachten die Kuratoren Ortwin Pelc und Olaf Matthes zurzeit gemeinsam mit Sammlungsverwaltern und Restauratoren die Bestände auf der Suche nach Objekten, die in der Ausstellung später gezeigt werden können. Von außen ist das Depot, das sich in einem Hamburger Industriegebiet befindet, recht unscheinbar. Nichts deutet darauf hin, dass hier auf etwa 12.000 Quadratmeter Fläche mehrere Hunderttausende Objekte gelagert werden, von kleinen Dingen wie Briefmarken oder Münzen über Gemälde, Plastiken oder Spielzeuge bis hin zu Möbeln und Großobjekten wie historischen Maschinen oder Fahrzeugen – eine riesige Schatzkammer zu allen Aspekten der Hamburger Geschichte.

„Wir sind sehr froh, jetzt über dieses Depot zu verfügen, in dem die Sammlungsbestände der gesamten Stiftung Historische Museen Hamburg unter optimierten Bedingungen gelagert werden können“, sagt Hans-Jörg Czech. Er erzählt von dem ausgeklügelten Koordinatensystem, in dem jeder Lagerungsort eine eindeutige Kennung hat. Ein großer Teil der Objekte befindet sich in modernen Fahrregalanlagen, die eine optimale Raumausnutzung gestatten und es zudem ermöglichen, schnell an jedes Objekt heranzukommen. Bei der Raumnutzung der insgesamt zehn Hallen mit jeweils angegliederten Arbeitsbereichen sind zudem auch die klimatischen Bedingungen berück­sichtigt. Und natürlich gibt es auch ein genau durchdachtes Sicherheitskonzept für das Zentraldepot, dessen Adresse grundsätzlich nicht öffentlich gemacht werden darf. Selbstverständlich ist der Kreis der zugangsberechtigten Personen, die die Sicherheitsschleusen passieren dürfen, limitiert. Er beschränkt sich auf die hier tätigen Sammlungsverwalter, Restauratoren und einige Hilfskräfte sowie auf die Wissenschaftler des Museums für Hamburgische Geschichte, des Altonaer Museums und des Museums der Arbeit, deren Bestände hier in großen Teilen zusammengeführt sind.

Insgesamt vier Millionen Euro haben Senat und Bürgerschaft für die Einrichtung des Zentraldepots zur Verfügung gestellt. Erst im Frühjahr 2016 sind zahllose Objekte in einer gewaltigen Umzugsaktion aus acht früheren Lagerorten hierher transportiert worden. Eine begleitende digitale Inventarisierung soll es zukünftig möglich machen, dass jedes erwünschte Objekt schnell aufgefunden werden kann. Wie zum Beispiel eben jene Rotkreuzjacke aus dem Ersten Weltkrieg, die übrigens gute Chancen hat, im Frühjahr 2018 in der Revolutionsausstellung gezeigt zu werden.