ie einen finden Münzen todlangweilig. Andere sammeln sie mit einer Leidenschaft, die sehr kostspielig werden kann. Das Archäologische Museum Hamburg beherbergt eine der größten Münzsammlungen im norddeutschen Raum. Sie wird sicher verwahrt in speziellen, besonders klimatisierten Depots. Ausgestellt wird das teils hauchdünne, für Museen recht undankbar kleine Metallgeld nur selten. Stattdessen hat der Sammlungsleiter Michael Merkel das Internet zur neuen Präsentationsfläche der Münzen gemacht.

In den internationalen digitalen Münzkatalog www.kenom.de, den der Göttinger Bibliotheksverbund sehr professionell aufgebaut hat, haben er und seine Mitarbeiter mittlerweile Fotos und möglichst detaillierte Informationen von rund 3000 Münzen eingespeist – eine Fundgrube, Informations- und Forschungsquelle für Numismatiker und Sammler. Online steht somit immer noch ein kleiner Teil der 25000 Exemplare, die das Archäologische Museum verwahrt. Überwiegend stammen sie aus dem Mittelalter und dem frühen 19. Jahrhundert.

Wenn in Hamburg und Umgebung irgendwo gegraben wird, zum Beispiel beim Bau einer neuen Straße, tauchen gelegentlich auch historische Münzen in der Erde auf. Manchmal läuft es auch wie im Märchen: Kinder im niedersächsischen Asendorf entdecken einen Silberschatz, der das ganze Dorf in Aufruhr versetzt, so geschehen im Jahr 1962, als man dort in einem vergrabenen Tonkrug 4500 Gold- und Silbermünzen fand. Geprägt worden waren sie um 1415; die unterschiedlichen Orte, wo sie gestanzt wurden, geben einen Einblick in den Verlauf der damaligen Handelsströme, denn der Schatz stammte möglicherweise von einem umtriebigen Händler.

Materiell betrachtet sei die Münzsammlung des Archäologischen Museums Hamburg nicht besonders wertvoll, sagt Sammlungsleiter Michael Merkel. Der historische und wissenschaftliche Wert aber sei beträchtlich. „Ein einzelnes Fundstück mag für einen Archäologen ein wahrer Schatz sein, während es seinem ursprünglichen Eigentümer vor Hunderten oder gar Tausenden von Jahren wertlos erschienen ist. Umgekehrt kann ein unscheinbares Bronzeamulett, das im Museumsdepot ein Schattendasein fristet, für seinen einstigen Träger von unschätzbarem Wert gewesen sein“, sagt Direktor Dr. Rainer-Maria Weiss.

Michael Merkel erzählt, dass dank einer gewissenhaften Archivierung und Publikation der Münzfunde, wie auf dem oben genannten Münzportal, der Erhalt dieser wichtigen historischen Quellen gegeben ist.

Am schönsten aber ist es, wenn sich aus den Recherchen um einen geborgenen Schatz wenigstens der Teil einer Geschichte rekonstruieren lässt. So war es, als der Kampfmittelräumdienst 1993 in Wilhelmsburg zwar keine Bombe entschärfen musste, aber aus einem unscheinbaren, halb zerbröselten Holzeimer einen Haufen kleiner, rostiger Metallscheiben holte – fast 24 Kilo Silbermünzen, 8795 Stück, wie sich später herausstellte.

Die älteste stammte aus Brandenburg. Es war ein silberner „Zweidrittel-Taler“ aus dem Jahr 1689. Die jüngste Münze stammte aus dem Jahr 1809. Auch dieser Wilhelmsburger Silberschatz, der nach seiner aufwendigen Restaurierung 2014 mit großem Aufwand in Harburg ausgestellt wurde, befindet sich nun im Archiv des Museums.

Aus dem unscheinbaren Fundort mitten auf einer Weide schlossen die Archäologen damals, dass ein Einheimischer die Münzen zur Zeit der französischen und russischen Besatzung zwischen 1812 und 1814 vergraben haben musste. Ein Fremder hätte eine markante Stelle ausgewählt, die er später wiederfände, so Merkel. Wilhelmsburg war zu jener Zeit „der Milchversorger von dem damals dänischen Altona“, erklärt der Sammlungsleiter.

War der Schatzbesitzer also ein Milchhändler, von denen es seinerzeit dort so viele gab? Das liege relativ nahe, könne heute aber leider noch immer nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Nur so viel: Wer zur damaligen Zeit eine Summe vergraben hat, von der man ein Haus kaufen konnte, war in großer Not.