Hamburg. Sie bestellen teure Waren auf falschen Namen. Zu ihren Opfern zählen auch ein Senator und ein Fraktionschef

Dreiste Masche zulasten von Hamburger Politikern: Mehrere Bürgerschaftsabgeordnete der CDU sind Opfer von sogenanntem Identitätsklau im Internet geworden. Unbekannte bestellten auf ihren Namen Waren im Wert von mehreren Tausend Euro bei Händlern wie Zalando. Die Taten wurden bekannt, als Inkassofirmen das Geld eintreiben wollten.

Zu den Opfern gehört der CDU-Abgeordnete und Polizeigewerkschafter Joachim Lenders. Die Spitze der Partei ist alarmiert. „Diese Betrugs­masche ist leider nicht neu, und doch nimmt es zumindest für einen Teil der Abgeordneten mittlerweile belastende Ausmaße an“, sagte CDU-Fraktionschef André Trepoll dem Abendblatt. Bereits 2016 war auch er Opfer von Internet-Betrügereien geworden – ebenso wie offenbar die Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und Innensenator Andy Grote (beide SPD).

Die Täter gehen meist sehr simpel vor. Sie nutzen jeweils den Namen der Abgeordneten und das Geburtsdatum, das auf der Internetseite der Bürgerschaft steht. Als Rechnungsadresse geben sie häufig die Büroadressen an; den Stand der Lieferung verfolgen sie dann über das Internet, fangen den Paket­boten ab und nehmen die Ware unter dem falschen Namen an. Im Fall von Joachim Lenders führt die Spur zu einer Gruppe von Tätern, die für Hunderte Taten verantwortlich sein soll.

Bei dem sogenannten Warenkreditbetrug handelt es sich um ein Massendelikt: 2016 registrierte die Polizei 8500 solcher Straftaten in Hamburg, die Zahlen steigen massiv an. Das Betrugsdezernat ist auch infolge dieser Häufung überlastet. Die Opfer müssen sich aggressiver Inkassobüros erwehren, die etwa sofort mit einem negativen Schufa-Eintrag drohen. Laut Trepoll haben die Betrugsfälle auch Auswirkungen auf das Familienleben der Abgeordneten und deren Arbeit im Parlament: „Das muss aufhören!“

Politiker, Gewerkschaften und Verbraucherschützer kritisieren, dass Anbieter es den Betrügern mit laschen Sicherheitsstandards zu leicht machen. Die Polizei spricht von Taten, die einfach zu begehen, aber teils nur mit Mühe aufzuklären seien. Betroffene sollten sofort Strafanzeige erstatten.

Seite 14 Vorkasse könnte das Problem lösen