Der Sportfilm „Battle Of The Sexes“ beschreibt nicht nur ein legendäres Tennisduell

In den USA ist man ganz offensichtlich seit Längerem auf der Suche nach sich selbst, nach einer Verortung des Landes: Wo kommen wir her, was haben wir erreicht, wo stehen wir? Man merkt es an der Vielzahl der Verfilmung wahrer historischer Begebenheiten, ob sie nun populäre US-Präsidenten, schwarze Nasa-Forscherinnen oder die Geschichte eines gemischtrassigen Ehepaares in den Südstaaten der 60er-Jahre betreffen.

Diesmal geht es um ein Sportereignis, das viel mehr war als einfacher Sport – es war ein symbolischer Moment für den Feminismus, für die Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann. „Battle Of The Sexes – Gegen jede Regel“ erzählt das berühmte und inszenierte Aufeinandertreffen der amerikanischen Tennisspielerin Billie Jean King, damals eine der besten Spielerinnen der Welt, und des schon etwas älteren ehemaligen Wimbledon-Siegers Bobby Riggs. Bei einem spektakulären Schaukampf 1973 in Las Vegas treffen sie als Vertreter ihres Geschlechts aufein­ander. Mann gegen Frau, Frau gegen Mann. Wer wird gewinnen? 90 Millionen Zuschauer sahen damals weltweit diesen Kampf, der von vielen Fernsehstationen übertragen wurde.

Der Film setzt etwas früher ein, erzählt die Vorgeschichte des Aufeinandertreffens. Denn King und Riggs haben jeder ihre eigene Motivation. Billie Jean King, gespielt von Emma Stone, ist frustriert über die Lage im Damentennis – man wird deutlich schlechter bezahlt als die Männer, und das Aussehen der mädchenhaften Tenniskleidung ist wichtiger als das Spiel selbst. Sie versucht, den Tennis­promoter Jack Kramer (Bill Pullman) zu Veränderungen zu drängen, doch der sperrt sich. Mit ihrer Managerin Gladys Heldman (Sarah Silverman) versucht sie daraufhin, eine eigene, rein weibliche Tennistour aufzuziehen. Doch der Erfolg ist anfangs mäßig, gilt Damentennis doch allgemein noch als B-Tennis.

Und dann ist da Bobby Riggs (Steve Carell), inzwischen 55 Jahre alt, der zwar dank seiner Frau Geld hat, aber dessen Leben unausgefüllt bleibt. Ein Spieler durch und durch, der eine gewisse Kindlichkeit kultiviert. Er kommt auf die Idee, die weiblichen Tennisprofis herauszufordern. Nach dem Motto: Ich, abgedankter männlicher Tennisspieler, schlage euch weibliche Profis allemal. Für Riggs vermutlich – das glaubt zumindest sein Sohn – ist es ein riesiger PR-Gag.

Das Duell traf damals den Nerv der Zeit, der Feminismus war in der west­lichen Welt überall auf dem Vormarsch. Frauen wurden selbstbewusster, fordernder, auch experimentierfreudiger. Viele Männer waren davon verunsichert, wünschten sich die Zeit zurück, als alles klar war: die Frau an Heim und Herd. All das erzählt „Battle of the Sexes“ mit guten Schauspielern im irren Vintage-Stil. Gerne anschauen.

„Battle Of The Sexes“ USA 2017, 121 Min., o. A., R: Jonathan Dayton und Valerie Faris, D: Emma Stone, Steve Carell, Andrea Riseborough, täglich im Blankeneser, Holi, UCI Mundsburg/Othmarschen-Park; www.fox.de/battle-of-the-sexes