Ein Festival erinnert vom 24.11. bis zum 3.12. an den großen Hamburger Barock-Komponisten

Gerade noch rechtzeitig, kurz vor ­Ablauf des an dessen Karrierestationen gefeierten Telemann-Jahres erinnert (sich) nun auch Hamburg mit einem Festival ­daran. Immerhin war diese Stadt geliebte Heimat für einen Komponisten, der zu Lebzeiten als Superstar galt, hätte es diese Karriere-Kategorie ­damals bereits gegeben. 46 Jahre lang, von 1721 bis zu seinem Tod 1767 – mehr als ein Jahrzehnt länger, als Mozart lebte – arbeitete Georg Philipp Telemann in Hamburg. Als Di­rector ­musices an den Hauptkirchen, als Konzertveranstalter, als eigener Ver­leger, als ein emsiger ­Gebrauchs­musik­lieferant für feierliche Anlässe und zwischenzeitlich auch noch als Führungskraft der Gänsemarkt-Oper.

Zwischendurch und mittendrin und ­genau deshalb fand Telemann sogar Zeit genug, enorme Mengen Musik zu komponieren, die größtenteils viel besser ist als ihr Ruf und die spätere Reputation ihres ­Urhebers. Telemann hat mehr Stücke geschrieben als seine Zeitgenossen Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel zusammen. Seine ­Musik hat ihren ganz persönlichen Tonfall, ihre Nuancen sind beim Publikum weniger gelernt als in den Werken der anderen. Was nicht heißt, dass sie weniger faszinierend sind – entsprechend stilkundige Interpreten vorausgesetzt.Berühmter als Bach und Händel ­zusammen ist Telemann nach seinem Tod allerdings nicht geworden; er ist es nach wie vor nicht, auch in Hamburg nicht. Womöglich ändert sich das nun, mit ­jenen zwei prall gefüllten Konzert-Wochenenden, die von „NDR Das Alte Werk“ und der Elbphilharmonie geplant und koordiniert wurden.

Mehrere Konzerte sind dem Cembalo gewidmet, gespielt von Jean Rondeau

Die wichtigen Werkkatalog-Aspekte sind in der Programmauswahl präsent. Sowohl für den Auftakt als auch für das ­Finale wurden etablierte Experten engagiert: Am 24.11. (20 Uhr) ist die Akademie für Alte Musik Berlin mit einer konzertanten Aufführung der Opernrarität „Miriways“ im Großen Saal der Laeiszhalle zu erleben. Mit diesem Stück griff Telemann die ­Begeisterung über einen Coup im damals entschieden ferneren Persien auf und vertonte das Politdrama mit viel Spaß am Exotismus. 1728 kam es auf dem Gänsemarkt zur Premiere. In der Laeiszhalle ­endet das Festival mit den Berlinern auch, am 3.12., zudem mit dem Singgedicht „Der Tag des Gerichts“, ausführendes Vokalensemble ist der NDR Chor.

Weitaus weniger personalintensiv sind Telemanns Werke für Cembalo. Mehrere Konzerte sind diesem Instrument gewidmet, gespielt vom französischen Virtuosen Jean Rondeau: Am 25.11. Werke von Telemann, aber auch von Johann Sebastian Bach und dessen Sohn Carl Philipp Emanuel. Am 30.11. und 1.12. kombinieren Rondeau und das Ensemble Resonanz in dessen Resonanzraum Altes von Telemann und Bach mit Zeit­genössischem von Kurtág und Scelsi.

Den reinen Barock-Stoff gibt es auch: Dorothee Oberlinger, Blockflöten-Virtuosin und Telemann-Botschafterin 2017, spielt mit dem Concerto 1700 Konzerte (25.11.), die „Hamburger Ratsmusik“ singt ihrem Publikum am 26.11. mit „Moralischen Kantaten“ ins Gewissen. An Telemanns Auswärtserfolg in Paris erinnert „Les Talens Lyriques“ am 26.11. durch den Mix aus Telemann und Rameau. Eine ­Rarität für Gourmets ist das Passions­oratorium „Das selige Erwägen“ mit dem Freiburger Barockorchester am 1.12.

Telemann-Festival Fr 24.11.–So 3.12. Programm und Karten unter www.ndr.de/telemann-festival