Der Hamburger Sänger Johannes Oerdingwagt sich am 25.11. solo auf die Bühne der Barclaycard Arena

Wieder nix. Seit Jahren gibt es einen herbeigeredeten Wettstreit zwischen Johannes Oerding und Ina Müller, welcher der beiden populären Hamburger Popstars als Erstes die Spitze der Albumcharts erreicht. Beide sind seit 2011 dreimal knapp an der Spitze vorbeigeschrammt, zuletzt war es Oerding, der im Mai 2017 mit „Kreise“ und Platz zwei sein bislang bestes Ergebnis nach „Für immer ab jetzt“ (2013, Platz vier) und „Alles brennt“ (2015, Platz drei). Anders gesagt: Es geht langsam, aber stetig aufwärts für den Wahlhamburger Sänger und Songschreiber, der eigentlich aus Münster kommt.

Das Gleiche gilt auch für die Bühnen. Seit dem Debüt „Erste Wahl“ (2009) spielte er im Knust, in der Markthalle, in der Freiheit, im Stadtpark und 2015 in der Sporthalle, in der auch sein Album „Alles brennt – Live in Hamburg“ aufgezeichnet wurde: „Auf die großen Bühnen wollte ich schon immer, da wird man ja schon bei Festivals angefixt. Die Dimensionen, die Energie. Das macht schon mehr Spaß, als in einem Café zu spielen“, sagte Oerding vor seinem damals größten Konzert. Nun folgt nach einem Abstecher in die Elbphilharmonie im Januar am 25. November der nächste logische Schritt: die Barclaycard Arena. Die kennt er schon als Gaststar der Night Of The Proms 2015, aber dieses Mal gehört die Bühne nur ihm und seiner Band.

Johannes Oerding will sich von den anderen Jungs mit Gitarre absetzen

Die Präsenz, die Erfahrung und letztendlich auch die Songs hat er, um auch die Nasenbluter-Sitze in der Höhenluft des Oberrangs der Arena zu erreichen. Besonders auf „Alles brennt“ und „Kreise“ hat er das nicht nur von ihm stark abgegraste Feld des romantischen Klampfenbarden verlassen, exemplarisch belegbar am neuen Lied „Zieh dich aus“, einer hörbar von Prince inspirierten Minneapolis-Funk-Nummer: „Ich bin ein wahnsinniger Prince-Fan und wollte mich mal von den anderen Jungs mit Gitarre absetzen, mit denen ich immer in einen Pott geworfen werde. Ich habe ja schon live Funk und Soul gespielt und sogar gerappt. Nun eben auch auf Platte. Ich hatte einfach mal Lust, einen oberflächlichen Song zu schreiben“, sagte er bereits vor der Veröffentlichung von „Kreise“.

Auf der einen Seite gibt es mehr Oberflächlichkeit, aber auch mehr Nachdenklichkeit in Oerdings aktuellen Songs. Mehrere Wochen nahm sich der seit Jahren arg verplante Sänger eine Auszeit und tingelte – ohne Gitarre – durch Australien: „Ich musste diese Welt mal verlassen und über vieles nachdenken. Und ich muss unterwegs sein, um Songs zu schreiben. Was ich zu Hause zwischen meinen vier Wänden erlebe, hast du in drei Liedern abgesungen.“ So entstand auch das friedensbewegte Lied „Weiße Tauben“, an dem Rapper Samy Deluxe mitwirkte. „Es ist jetzt an der Zeit, auch als Künstler Haltung zu beziehen. Früher war das anders. Politik war privat, damit wollte ich keinen belästigen“, erzählte Oerding. In seinem Leben passiert mehr als luftige Pop-Songs für Strand-Lagerfeuer und Küchenparty-Ecken. Neue Facetten, Erfahrungen, Gedanken – und größere Bühnen – „Wo wir sind, ist oben“.

Johannes Oerding, Antje Schomaker Sa 25.11., 20.00, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Karten ab 35,- im Vorverkauf; www.johannesoerding.de