Und? Was machst duuu so Silvester ...? Kosmisch scheint diese Frage auf wundersame Weise an den Verkauf von Spekulatius gekoppelt – Jahr für Jahr früher, nie zur rechten Zeit. Weil man sich nicht festlegen möchte, weder auf eine verbindliche Gesellschaft („Ich weiß, dass dein Schwager Rüdi niemanden hat. Ich will ihn aber auch nicht!“) noch auf eine Art zu feiern. Dabei ist es natürlich schlau, sich sehr rechtzeitig Gedanken zu machen und entweder zu Weihnachten Silvester-Karten zu verschenken – dann ist auch Schwager Rüdi gut versorgt. Oder das verordnete Feiern einfach auszulassen und sich stattdessen an allen anderen Tagen der erweiterten Advents- und Jahresanfangszeit in Hamburgs Kulturorten zu tummeln. Denn selten sind die Spielpläne der Stadt derart dicht gepackt mit erstklassigen Angeboten.

Das Symphoniker-Konzert mit der hinreißenden Martha Argerich ist am 10. Dezember zwar schon rappelausverkauft. Macht aber nichts, denn just am selben Tag schickt auch John Neumeier seine nächste Produktion auf die Bretter: „Don Quixote“ von Rudolf Nurejew an der Staatsoper. Seinen „Nussknacker“ bringt Neumeier übrigens, ganz unweihnachtlich, erst am 4. Januar. Wer es im Advent traditioneller mag, schaut darum vielleicht im Forum der Musikhochschule vorbei, dort steht Engelbert Humperdincks Weihnachtsopernklassiker „Hänsel und Gretel“ auf dem Programm. Bis zu den Löwen. „Until the Lions“ heißt die aktuelle Produktion der tollen Akram Khan Company – und sie ist vor zwei Jahren zum „Tanzstück des Jahres“ gewählt worden. Sollte man also (Ende Januar, auf Kampnagel) unbedingt dabei sein. Oder seine besten Freunde auf dem Gabentisch bedenken. Nicht Schwager Rüdi. Menschen, die man begleiten möchte. Was im Grunde natürlich für alle diese Abende gilt – gibt es eine seelenerfüllendere Art, den Winter zu verbringen als im Theater oder Konzert? Eben.

Eine ziemlich gute Antwort auf das unvermeidliche „Und was machst du so Silvester?“ wäre demnach: „Keine Ahnung! Aber am 5. bin ich im Resonanzraum. Und am 7. bei Fazil Say. Und am 10. geh ich zur Camerata. Und am 15. zu Puccini. Und im Januar zu Shakespeare. Kommst du mit?“

Eine schöne Adventszeit wünscht

Maike Schiller

Ressortleiterin Kultur, Live & Medien