John Neumeier bringt am 10.12. „Don Quixote“ von Rudolf Nurejew nach Marius Petipa mit dem Hamburg Ballett heraus

Am Ende des Jahres ist es Zeit für die jährliche Premiere des Hamburg Balletts. In diesem Jahr wird Hausherr John Neumeier am 10. Dezember „Don Quixote“ ­herausbringen. Das kommt nicht von ­ungefähr. Im kommenden Jahr steht der 200. Geburtstag des Choreografen Marius Petipa an. „Don Quixote“ gilt als eines seiner großen Meisterwerke der klassischen Compagnie. Neumeier wird es in der Fassung von Rudolf Nurejew präsentieren.

Das Libretto ist angelehnt an den ­Roman „Don Quijote“ von Miguel de Cervantes, eine Ritterparodie, die in Theater und Kulturkanon Eingang gefunden hat. Allerdings sind die Figuren des ­hageren Ritters Don Quixote samt Pferd Rosinante und seines treuen, aber ein ­wenig tollpatschigen Begleiters Sancho Panza sowie dessen Esel nur lose Teil der Handlung. Kern der Geschichte ist vielmehr die Liebe zwischen der Wirtstochter Kitri und dem jungen Barbier Basil.

Der Beginn ist bekannt: Don Quixote möchte infolge eines Traumes mit Sancho Panza die junge Dulcinea aus der Gefangenschaft eines Riesen erretten. Auf einem dörflichen Marktplatz setzt dann die eigentliche Geschichte ein. Kitri liebt Basil, doch ihr Vater ist gegen die Verbindung und will sie dem wenig attraktiven, aber wohlhabenden Gamache vermählen. Den Liebenden bleibt nur die Flucht. Sie kommen in einem Zigeunerlager unter, doch Don Quixote ist ihnen auf den Fersen. Die Mühlen für Riesen haltend, gegen die er ja kämpfen will, erhält er einen Schlag auf den Kopf, fällt in Ohnmacht und träumt. Kitri und Basil entscheiden sich derweil zur Rückkehr und dürfen sich nun schließlich doch verbinden. Tänzerisch lebt das Ballett von den spanischen Volkstänzen wie dem Flamenco, die in die Figurenfolgen eingebaut sind. Das Ballett ist Ausdruck eines Charaktertanzes, der nicht in Ballettkostümen, sondern in Alltagskleidung und sogar -schuhen ausgeführt wird.

Rudolf Nurejew hat 1959 im Alter von 21 Jahren eine legendäre Performance in der Rolle des Basil mit dem Kirov Ballet in Leningrad abgeliefert. Jahre später, 1966, erstellte er eine neue Fassung an der Wiener Oper, auch Ludwig Minkus’ Musik wurde neu arrangiert, um ihr einen lebendigeren Charakter zu verleihen.

Nurejew kürzte das Ballett auf drei ­Akte mit einem Prolog. Er weitete den ­komödiantischen Aspekt des Stoffes aus, gab ihm einen Hauch von Commedia dell’Arte. Tänzerisch wurden die Bewegungen klarer, kehrten die Vielfalt der spanisch inspirierten Schritte hervor. Wie immer sind der Raum, das Haus, der Palast eine private Welt, in der die Seele von Albträumen gequält wird. Es ist Aufgabe des Helden, der Heldin zu helfen, die Konventionen des Unbewussten zu bezwingen, während das äußere Leben weitergeht.

Die berühmten Solo-Rollen und damit unter anderem der legendäre Pas de deux im zweiten Akt werden getanzt von Madoka Sugai und Karen Azatyan. Die erst 23-jährige Japanerin Sugai hat nach der Ausbildung an der Sasaki Mika Ballet Academy in Yamato, Präfektur Kanagawa, 2012 den Prix de Lausanne gewonnen. Seit zwei Jahren gehört sie dem Hamburg Ballett an. ­Karen Azatyan ist nach Stationen an der Tanzakademie in Zürich und einem Engagement am Bayerischen Staatsballett im zweiten Jahr Solist beim Hamburg Ballett. Bestimmt werden die beiden ein temperamentvolles Paar abgeben.

„Don Quixote“ ab 10.12., 18.00, Staatsoper. Karten zu 8,- bis 195,- unter T. 35 68 68