Nach Bov Bjergs Romanvorlage hat „Auerhaus“ am 19.11. im Thalia Gaußstraße Premiere

Bücher, insbesondere Romane, zu schreiben, die Erfolg haben, ist eine Kunst für sich. Daraus noch erfolgreiche Stücke zu adaptieren ist ein weiterer Schritt, manchmal auch ein Wagnis. Bov Bjerg hat erstgenannte Erfahrung gemacht – unverhofft und im zweiten Anlauf.

Von seinem experimentellen Erstling „Deadline“ wurden 2008 nur 224 Exemplare verkauft – der Rest (750) fiel einem Lagerbrand zum Opfer. Als Oberstufenschüler während einer Lesung von Bjerg, 1965 als Rolf Böttcher im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg geboren, mehr Interesse an dessen Jugendgeschichten als am Roman zeigten, war das für den Autor der Anstoß, einen zweiten, ganz anderen zu verfassen: „Auerhaus“. Er avancierte im Winter 2015/16 mit einer Auflage von gut 100.000 zu einem Bestseller und wurde auch im „Literarischen Quartett“ (ZDF) positiv besprochen. Am 19.11. hat sein Werk übers Erwachsenwerden im Thalia Gaußstraße Premiere.

„Der Erfolg hat mich sehr überrascht“, sagt Bjerg. Nachdem der Wahlberliner in den 90er-Jahren Lesebühnen wie Dr. Seltsams Frühschoppen oder das Mittwochsfazit gegründet hatte und bis heute mit Kleinkunstpreisträger Horst Evers sowie Liedermacher Manfred Maurenbrecher kabarettistisch unterwegs ist (etwa Mitte Januar wieder beim Jahresrückblick im Polittbüro), hat er sich mit seinem zweiten Roman einen Namen als Autor gemacht – auch für die Bühne. Allein in diesem Jahr steht „Auerhaus“ in zehn deutschen Theatern auf dem Spielplan, 2018 noch mal in zehn weiteren.

Die Jugendlichen rebellieren eher sanft, dazu spielt Madness’ Hit „Our House“

Offenbar hat Bjerg mit seinem Buch, das in den frühen 80er-Jahren in einer westdeutschen Kleinstadt spielt, nicht nur den Ton seiner Generation getroffen. Ohne auf Gags zu heischen, erzählt der Autor in einem Mix aus Trotz und Melancholie in lakonischem Ton von einer ungewöhnlichen Schüler-WG: Frieder hat versucht, sich umzubringen. Damit das nicht erneut passiert, ziehen seine besten Freunde und Freundinnen mit ihm ins leer stehende Haus seines Opas. Alle im Alter von 16 bis 18 und im Jahr vorm Abi.

Hier gelten ihre Spielregeln. Die Jugendlichen haben „ein richtiges Leben“, sie feiern, trinken, rebellieren eher sanft, und dazu spielt immer wieder Madness’ Party-Hit „Our House“, für die des Englischen nicht mächtigen Außenstehenden schlicht „Auerhaus“.

„Der Roman hat einen realen Hintergrund, er ist auch ein Stück Vergangenheit“, sagt Bov Bjerg, für den die Musik weniger eine Rolle spielt als vielmehr das Unwiederbringliche der Jugend. Deshalb schließt Bjerg auch eine Fortsetzung des Romans aus. „Dass man derart gefragt ist, ist für einen Autor natürlich schmeichelhaft“, räumt Bjerg ein. Auch die Kinorechte sind längst vergeben, an Constantin Film und Produzent Oliver Berben – Drehstart und Erscheinung noch offen.

Zwei Bühnenfassungen hatBov Bjerg in diesem Jahr bereits von „Auerhaus“ gesehen – ohne dass er sich eingemischt hätte: die Uraufführung im Schauspielhaus Düsseldorf und die Adaption im Deutschen Theater Berlin. „Ich fand beide sehr überzeugend“, sagt der Autor. Bjerg will sich am Sonntag auch im Thalia Gaußstraße überraschen lassen. Dort inszeniert Jung-egisseurin Franziska Autzen mit Dramaturgin Emilia Linda Heinrich und einem Teil des Thalia-Ensembles ihre Fassung. Den „Frieder“ gibt Gast Frieder Hepting, der auch für die Musik sorgt. Ein Wagnis – mehr oder weniger.

„Auerhaus“ Premiere So 19.11., 19.00, danach
Mo 20., Sa 25./So 26.11., Sa 9.12,, Thalia in der Gaußstraße (Bus 2), Gaußstr. 190, Karten zu 10,- bis 22,-: T. 32 81 44 44 ; www.thalia-theater.de