Beim Überjazz 2017 bildet die Metropole Los Angeles mit ihrer Musik einen Schwerpunkt

Spätestens in den 60er-Jahren mit der Befreiung des Jazz von allen Fesseln sind bestehende stilistische Grenzen gefallen. Der Jazz hat sich damals anderen Kulturen aus Afrika und Asien geöffnet, er hat die gerade entstandene Rockmusik durch Miles Davis und andere integriert. In diesem toleranten und weltoffenen Geist ist auch das Hamburger Überjazz-Festival konzipiert. Zum achten Mal geht es am 17. und 18. November auf Kampnagel über die vier Bühnen. Programmchef Heiko Jahnke hat wieder ein Line-up zusammengestellt, in dem sich große Namen finden, in dem aber auch Newcomer und Geheimtipps ihren Platz finden.

Headliner ist 2017 Thundercat, jener omnipräsente Bassist, der auf den Alben von Rapper Kendrick Lamar genauso vertreten ist wie auf vielen Produktionen von Flying Lotus’ Label Brainfeeder. Fusion und Soul finden sich in seiner Musik genauso wie Hip-Hop und Electronica. Thundercat lebt und arbeitet in Los Angeles. Der Metropole in Kalifornien mit ihrer spannenden Musikszene ist ein Schwerpunkt beim Überjazz 2017. Wie Thundercat spielt auch Miles Mosley Bass. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern eines Kollektivs namens West Coast Get Down, aus dem wiederum der Saxofonist Kamasi Washington hervorging. Washington tauchte 2015 mit dem höchst erfolgreichen Dreifach-Album „The Epic“ in der Jazz-Szene auf, erschienen auf dem Brainfeeder-Label. Zu dieser innovativen Szene zählen auch Sänger Moses Sumney sowie Produzent und DJ Carlos Niño.

Auch Robert Glasper gehört zu denen, die immer über den Tellerrand schauen

Mit dem Pianisten Robert Glasper und dem Trompeter Christian Scott kommen zwei weitere herausragende Musiker der jüngeren Jazz-Generation nach Hamburg. Glasper verbindet in einzigartiger Weise Jazz mit Hip-Hop und Rhythm & Blues. Er gehört zu den Künstlern, die immer über den Tellerrand schauen, der sich aber seiner afroamerikanischen Wurzeln sehr bewusst ist. „ArtScience“ heißt sein aktuelles Album, das bei Blue Note erschienen ist, dem legendären Jazz-Label.

Auch Christian Scott hat bereits mit Rappern gearbeitet, doch der Trompeter aus New Orleans ist von Musikern wie Miles Davis, John Coltrane und Charles Mingus beeinflusst. „Roler Rebel“ heißt seine aktuelle Platte, die in diesem Jahr erschienen ist. Besonders gespannt dürfen die Besucher beim Überjazz auf eine junge schwarze Geigerin sein: Sudan Archives. Die Autodidaktin mit dem Afro hat als Teenager angefangen, nach Gehör Bach und irische Folklore zu spielen, später kam sie mit elektronischer Musik in Berührung und begann sich für afrikanische Geschichte und Musik zu interessieren.

Überjazz 2017 wird wieder einmal ein Festival der Entdeckungen werden. Weitere Geheimtipps sind Rapper Oddisee, der Londoner Multiinstrumemtalist Kamaal Williams und die belgische Sängerin Melanie DiBiasio. Auch Hamburger Künstler mit einem Hang zum Experiment werden auftreten. Insgesamt fünf Formationen sind als Kollektiv unter dem Namen Jazzlab dabei. Ein passender Name: Überjazz ist wie ein Laboratorium, in dem Klangforscher neue Stile mixen.

Überjazz-Festival Fr/Sa 17./18.11., jeweils 19.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten zu 75,- (Zweitagesticket), 47,50 (Eintagesticket); www.ueberjazz.de