Der Superhelden-Actionfilm „Justice League“ ist leider weitgehend frei von Komik und Selbstironie

Super sein reicht nicht mehr aus. Es gab Zeiten, da hat ein Comic-Held nicht nur einen Film, sondern gleich eine ganze Reihe getragen. Aber heutzutage muss es immer noch weitere Steigerungen geben, muss es immer „superer“ sein. Das Comic-Haus Marvel macht das seit Jahren vor: Da bestreiten die Superhelden Iron Man, Thor, Hulk und Captain America nicht nur eigene Filme, zwischendurch kämpfen sie auch als „Avengers“ zusammen. Der große Konkurrent DC legt nun nach. Früher hatten seine Helden wie Bat- und Superman die Nase vorn im Comic-Film, aber gegen das Marvel-Unviersum, inzwischen das größte Kino-Franchise aller Zeiten, sehen sie ziemlich alt aus. Nun bündelt auch DC seine Superkräfte. Und kann dabei auf entsprechende Comic-Hefte verweisen.

In „Batman vs Superman“ ließ man seine beiden Paradehelden erst einmal gegeneinander antreten. Und hat am Ende kurz die Neuzugänge vorgestellt. Wonder Woman (Gal Gadot) hat mittlerweile einen eigenen Film bekommen. Dumm nur, dass das sonst keinem der neuen Helden gelang. Dumm auch, dass Superman (Henry Cavill) am Ende von „Batman vs Superman“ gestorben ist. Wie da einen eigenen Club gründen? Noch dazu, da es mit Steppenwolf einen neuen Bösewicht aus dem All gibt, der mächtiger als andere anderen Schurken zuvor ist?

Mit The Flash, Aquaman und Cyborg werden drei neue Figuren eingeführt

Batman (Ben Affleck) und Wonder Woman machen deshalb etwas, was Superhelden sonst nicht tun: Sie betreiben Akquise. Sie suchen nach Verstärkung. Und heuern The Flash (Ezra Miller) an, der schneller ist als der Blitz, Aquaman (Jason Momoa), ein Wasserheld aus Atlantis, und Cyborg (Ray Fisher), die DC-Version von Iron Man. Damit werden gleich drei neue Figuren eingeführt. Drei Expositionen, das macht die Dramaturgie von „Justice League“ ein bisschen lang­atmig und vorhersehbar.

Aber dann – das ist jetzt kein Spoiler, das darf man ruhig verraten, das weiß man ja schon aus dem Trailer – muss auch Superman wieder ran. Glaubt ja eh keiner, wenn ein Superheld stirbt, dass der länger als bis zum nächsten Film unter der Erde ruht. Weil Steppenwolf (unter seinem Kostüm nicht zu erkennen: Ciára Hinds) für seine Superkräfte drei magische Boxen benötigt, zumindest eine davon aber die Justice League sichern kann, probiert man deren Kräfte halt auch an Superman aus. Jawohl, der Super-Club betreibt Leichenschändung und legt das Grab frei. Und wirklich wird die glücklicherweise noch nicht verweste Leiche wieder superlebendig. Nur weiß der Held aus Krypton noch nicht gleich, wer er mal war.

Im Direktvergleich zu den Avengers darf man honorieren: Mit Wonder Woman ist endlich mal eine Frau unter den Superhelden. Die Avengers haben Scarlett Johansson, aber die spielt nicht zufällig die einzige Heldin ohne Superkraft. Quotentechnisch hat die Justice League also einen Vorteil. Ansonsten aber rüstet sie nach wie die Konkurrenz: Mit Cyborg ist auch ein Schwarzer unter den Helden wie Falcon bei den Avengers. Und hat Marvel aus Spider-Man einen Teenie gemacht, der noch ein ziemlicher Kindskopf ist, geschieht dasselbe nun mit The Flash.

Die Neuzugänge bei DC sind aber eher Figuren aus der zweiten Reihe. Und während die Avengers durch die Bank mit Spitzenstars besetzt sind, sind die DC-Darsteller hier deutlich weniger bekannt.

Der größte Unterschied: Während es die Avengers an Komik und Selbstironie beinahe übertreiben, bleibt die Justice League bierernst, was sich nirgends so deutlich zeigt wie an Ben Afflecks steif-verbissener Batman-Miene. „Justice League“ ist zu laut, zu dunkel, zu künstlich. Und erstickt an einem Pathos, das ständig nach großer Bedeutung schreit, ohne dass die je eingelöst wird.

PS: Auch von Aquaman und The Flash werden derzeit eigene Filme produziert. Wonder-Woman-Darstellerin Gal Gadot droht dagegen gerade mit ihrem Ausstieg – sollten ihre Filme weiter von Brett ­Ratner produziert werden, dem sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Merke: Auch ein Superhelden-Verein kann von ganz irdischen Problemen heimgesucht werden.

„The Justice League“ USA 2017, 121 Minuten, ab 12 Jahren, R: Zack Snyder und Joss Whedon, D: Gal Gadot, Ben Affleck, Henry Cavill, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Savoy (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen-Park/Wandsbek