Hamburg. Auch mehr „Grapschdelikte“. Oft kennen sich Täter und Opfer. CDU fordert: DNA-Spuren länger aufbewahren

In der Hansestadt ist es in diesem Jahr bereits zu extrem vielen schweren Sexualstraftaten gekommen. Von Januar bis Ende Juni registrierte die Polizei 94 Fälle von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung – statistisch kam es damit fast jeden zweiten Tag zu einem schweren Übergriff. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU in der Bürgerschaft hervor.

Bereits im vergangenen Jahr war die Zahl der schwersten Sexualdelikte sprunghaft um rund 25 Prozent gestiegen – mutmaßlich getrieben durch den Mob von Männern, der in der Silvesternacht 2015/2016 Hunderte Frauen auf St. Pauli attackiert hatte. Die Zahlen aus dem ersten Halbjahr 2017 liegen nun sogar noch leicht über diesem bereits sehr hohen Niveau. „Die Häufigkeit ist unerträglich hoch“, sagt der CDU-Abgeordnete Dennis Gladiator. Polizeisprecher Timo Zill betont dagegen, es sei noch zu früh, die Zahlen aus diesem Jahr zu bewerten.

Wie es in Polizeikreisen heißt, sei auch die Zahl der sogenannten „Grapschdelikte“ angestiegen – über die Gründe könne aber nur spekuliert werden. Polizisten seien sensibilisiert, etwa bei Großveranstaltungen auf Übergriffe zu achten. Für die Ermittler ist es wichtig, dass sich Opfer schnell melden. In der Abteilung 42 des Landeskriminalamts fahnden rund 40 Beamte nach den Tätern.

In der Mehrheit der Fälle sind Täter und Opfer zumindest lose mit­einander bekannt. Während nach den Silvesterübergriffen fast ausschließlich Flüchtlinge verdächtigt wurden, lag ihr Anteil unter den Tatverdächtigen im ersten Halbjahr 2017 bei zwölf Prozent. Insgesamt konnten 79 mögliche Täter ermittelt werden. Etwa zwei Drittel der schweren Übergriffe kann die Polizei in jedem Jahr aufklären. Trotz des Anstiegs bei den Fallzahlen ereignen sich deutlich weniger schwere Übergriffe in Hamburg als noch vor Jahrzehnten.

In den vergangenen Monaten war es in Hamburg wiederholt zu Gruppenvergewaltigungen gekommen, zuletzt an einer 23-Jährigen am Bramfelder See. Von der CDU kommt Kritik an gesetzlichen Vorgaben, nach denen DNA-Spuren nach einigen Jahren vernichtet werden müssen. Dies könne späte Fahndungserfolge verhindern, heißt es.

Seite 13 Schwere Suche nach den Tätern