Cambridge.

Tagsüber erlittene Verbrennungen heilen wesentlich schneller als nachts entstandene Brandwunden. Das zumindest schreiben britische Forscher im Fachblatt „Science Translational Medicine“. Sie glauben, dass die innere Uhr bestimmter Zellen für den Unterschied verantwortlich ist. Die Forscher um Nathaniel Hoyle vom MRC Labor für Molekularbiologie in Cambridge spekulieren, dass vor Operationen die innere Uhr dieser Zellen medikamentös so eingestellt werden kann, dass OP-Wunden schneller abheilen. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin, Professor Henrik Menke, dazu: „Das überrascht mich, weil das bislang in keiner Weise so bekannt war.“ Er möchte nun die weitere Forschung zu dem Thema verfolgen.

Die Wissenschaftler um Hoyle hatten sich unter anderem Daten von 118 Menschen mit Brandverletzungen angeschaut. Dabei wurden Patienten berücksichtigt, die zwischen 18 und 60 Jahren alt waren und denen keine Haut transplantiert wurde. Verbrennungen, die sich tagsüber (8 Uhr morgens bis 20 Uhr) ereignet hatten, erreichten einen Heilungsgrad von 95 Prozent im Schnitt innerhalb von 17 Tagen. Bei Brandverletzungen aus der Nacht (20 Uhr bis 8 Uhr morgens) dauerte der Heilungsprozess im Schnitt 28 Tage. Die Forscher räumen ein, dass ihre Beobachtungen nicht direkt belegen, dass die innere Uhr den Heilungsverlauf steuert. Der gezeigte Zusammenhang passe aber sehr gut zu den im Labor erfolgten Untersuchungen. Dem Verbrennungsmediziner Menke zufolge wäre es aber auch denkbar, dass tagsüber erlittene Verletzungen auch deshalb schneller heilen, weil die Erstversorgung anders war als in der Nacht.