Venedig/Rom.

Nach jahrelangem Streit soll Schluss sein mit den Kreuzfahrtkolossen im historischen Zentrum von Venedig. Die italienische Regierung will Schiffe mit mehr als 55.000 Tonnen im Kanal von Guidecca und somit vor Sehenswürdigkeiten wie dem Markusplatz verbieten. Dafür sollen sie eine andere Route in der Lagune nehmen und an einem weniger glamourösen Hafen in Marghera am Festland anlegen.

Umweltschützer sind trotzdem empört: Der Plan sieht laut Medienberichten auch vor, dass Schiffe mit mehr als 96.000 Tonnen in die Lagune einfahren können, wenn auch nicht am Zentrum vorbei. Derzeit sind diese Megaschiffe in der gesamten Lagune verboten. „Sie haben das schlechteste Projekt von allen gewählt“, sagte Luciano Mazzolin vom Anti-Kreuzer-Komitee No Grandi Navi dem Sender Radio Capital. „Wir wollen, dass die Schiffe überhaupt nicht in die Lagune fahren.“ Denn das bringe große Umweltprobleme mit sich.

Hinzu kommt: Das neue Terminal für Kreuzfahrtschiffe in Marghera ist noch gar nicht fertig. Die Regierung spricht daher vom Verbot der Kreuzer vor dem Markusplatz in drei oder vier Jahren. Bis dahin dürfen die Schiffe also vor der historischen Altstadt schippern. Außerdem soll geprüft werden, ob Schiffe zwischen 55.000 und 96.000 Tonnen doch noch über einen anderen Kanal näher an Venedig heranfahren dürfen.

Anwohner, Kultur- und Umweltschützer klagen schon lange über Schäden, die die Riesenschiffe anrichten: Sie gefährden das ökologische Gleichgewicht in der Lagune, könnten historische Gebäude beschädigen und stoßen Schadstoffe aus. Außerdem schicken sie weitere Touristenmassen in die Stadt, die sowieso schon vom Ansturm überfordert ist. Auch der Unesco sind die Kreuzfahrtschiffe seit Langem ein Dorn im Auge: Die UN-Kulturschutzorganisation will Venedig auf die Liste der gefährdeten Kulturgüter setzen, wenn keine Lösung gefunden werde.

„Es reicht, dass der Unesco und der Welt klar wird, dass wir eine Lösung für die großen Schiffe in der Lagune haben“, sagte Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro. Auch Verkehrsminister Graziano Delrio lobte die Entscheidung. Seit 1997 stieg der Kreuzfahrttourismus in Venedig nach Angaben des Passagierterminals um 436 Prozent. 2016 kamen mehr als 1,6 Millionen Kreuzfahrttouristen. Und so zeigte sich auch die Kreuzfahrtindustrie zufrieden.