Vorsicht, „Kevinismus“! Sage mir, wie du dein Kind nennst, und ich sage dir, was es später ertragen muss

Gabriele Rodríguez hat ein Buch darüber geschrieben, wie Vornamen Leute beeinflussen: „Namen machen Leute“. Mit den Immigranten kamen auch neue Vornamen aus vielen Kultur­kreisen zu uns. Vieles klingt ungewohnt. Sollte man Namen durchwinken, die uns islamistisch vorkommen wie Jehad oder Ussama, die in ihrer Heimat aber völlig normal sind?

Mit „belasteten“ Namen kennen sich die Deutschen ja aus. Adolf will kaum noch jemand sein Kind nennen, da hat ein einzelner Mann es geschafft, den Namen zum Unwort zu machen. Ganz anders ging man dagegen mit dem Vornamen von Reichspropagandaminister Goebbels um. Joseph gilt nicht als stigmatisiert.

Am „Kevinismus“ lässt sich ein Wertewandel anschaulich ablesen. Zunächst durch Prominente positiv besetzt (Keegan, Costner), erfreute sich Kevin einer Beliebtheit. Nachdem der jetzige Filmfest-Chef und damalige Filmverleiher Albert Wiederspiel dem US-Film „Alone at Home“ den deutschen Titel „Kevin allein zu Haus“ gab, wurde er bei uns massenkompatibel. Später haftete ihm das Etikett eines Unterschichtennamens an.

Manche Eltern verlieren offenbar aus den Augen, dass ihre Kinder ein Leben lang mit den Vornamen auskommen müssen. Winnetou Zuckmayer zum Beispiel, die Tochter (!) des Autors. Von Nicole Kidmans Tochter Sunday Rose schrieben aufmerksame Beobachter, das klinge schwer nach Sonntagsbraten (Sunday roast). Und dann war da die Frau, die für Tochter und Sohn schicke Namen ausgesucht hatte: Kara und Oke. Nur hatte sie wohl vergessen, wie es klingt, wenn sie beide in dieser Reihenfolge zum Essen ruft.