Mit DAF gibt es am 11. November ein Wiedersehen in der Markthalle

„Klatsch in die Hände/Und tanz den Adolf Hitler/Und tanz den Mussolini/Und jetzt den Jesus Christus“.

Auch wenn die Political Correctness 1981 noch nicht den Stellenwert hatte wie heute, war der größte Hit der Deutsch Amerikanischen Freundschaft doch eine Provokation. Martialische Elektrobeats, abgehackter Stakkatogesang, dunkle Lederoutfits: Da witterte Anfang der Achtziger so mancher akute Nazigefahr. Dass Robert Görl und Gabi Delgado-López nicht öffentlich dementierten, sondern lustvoll mit dem Harte-Kerle-Image spielten, trug auch nicht gerade zur Entspannung bei. Ein Tanzflächenfüller in Dorfdiscos wie Szeneläden war der „Mussolini“ dennoch. Und in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein nicht nur der deutschen Musikgeschichte. Immerhin gelten die beiden bis heute als Erfinder der „Körpermusik“, die unter dem Etikett „Electronic Body Music“ später zur Weltmarke werden sollte und Bands wie Front 242, Frontline Assembly und Nitzer Ebb hervorbrachte.

Für DAF war die große Zeit nach zwei, drei Jahren schon wieder vorbei, auch wenn noch ein paar Alben erschienen, die Band sich gefühlte 15-mal auflöste und reformierte.

Nach dem rein instrumentalen Album „Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft“ (1979) und dem vom legendären Conny Plank produzierten „Die Kleinen und die Bösen“ (1980) bedeutete „Alles ist gut“ den Durchbruch. Nicht nur wegen „Der Mussolini“, dieser Nummer, zu der sich so wunderbar zackig-abgehackt tanzen ließ, auch der Rest des Albums: reines Gold! „Mein Herz macht Bum“, „Der Räuber und der Prinz“, „Verlier nicht den Kopf“, „Alle gegen alle“ – all killer, no filler, wie der Engländer sagt.

Später gab es dann noch ein paar Kuriositäten, etwa Soloalben von Robert Görl und Gabi Delgado-López, die wenig Widerhall fanden, oder eine DAF/DOS-Variante, für die sich Delgado-López mit dem späteren „Tatort“-Kommissar Wotan Wilke Möhring zusammentat. Beinahe ein Jahrzehnt später trat Görl gemeinsam mit Sänger Thoralf Dietrich unter dem Namen DAF.Partei auf; dazwischen gab es verschiedene Reunions.

Eine solche findet auch gerade jetzt statt, anlässlich der Veröffentlichung der Werkschau „Das ist DAF“, die neben den Alben „Die Kleinen und die Bösen“, „Alles ist gut“, „Gold und Liebe“ und „Für immer“ auch eine Bonus-CD mit Remixes enthält. Aktueller Kurs für das Komplettpaket: knapp unter 30 Euro und damit für Einsteiger wie für Altfans, die ihre abgenudelten Vinyl-Originale nicht weiter beanspruchen wollen, ein ausgesprochen gutes Geschäft.

Für ihn sei DAF nur noch ein Nebenprojekt, hat Delgado-López in Interviews gesagt, vor allem mit dem historischen Analogklang könne er nur noch wenig anfangen. Das dürften die meisten Fans am 11. November in der Markthalle deutlich anders sehen, wenn sie dem Duo Zeilen wie „Geh in die Knie/Und klatsch in die Hände/Beweg deine Hüften/Und tanz den Mussolini“ oder „Unsere Kleidung ist so schwarz/Unsere Stiefel sind so schön/Links den roten Blitz/Rechts den schwarzen Stern“ entgegenbrüllen.

„Verschwende deine Jugend“, forderte DAF einst. Ein schöner Slogan, auch wenn das Duo ihm selbst nicht so recht nachkam. Aber das war – musikalisch betrachtet – ja auch gut so.

Deutsch Amerikanische Freundschaft,Prada Meinhoff, Tension Control Sa 11.11., 20.00 (Einlass), Markthalle (U Steinstraße), Klosterwall 11, Karten zu 30,- im Vorverkauf