Rellingen. In der Sackgasse werden immer wieder schrottreife Wagen geparkt und stehen gelassen. Kommt die Gemeinde den Haltern auf die Schliche, wird es für sie teuer

Die Gemeinde Rellingen ist für viele Anlässe eine gute Adresse, ob es nun ums Wohnen und Einkaufen geht oder um Naherholung und Kultur. Doch abseits von solchen erfreulichen Angeboten hat sich im Laufe der Jahre ein Straßenstück an der Grenze zwischen Rellingen und Halstenbek zum bevorzugten Revier für die illegale Entsorgung von Altautos etabliert. Am Sackgassen-Ende der Straße Stawedder am südlichen Rand der Gemeinde werden seit vielen Jahren immer wieder schrottreife Pkw und Transporter am Fahrbahnrand oder sogar direkt seitlich der Kehre verkehrswidrig geparkt.

Die Lieferanten der Schrottautos hinterlassen gewöhnlich keinen Absender. Logisch – denn sie wollen schließlich nicht ertappt werden, nachdem sie – oft im Schutz der Dunkelheit – ihre ausgedienten Fahrzeuge abgestellt haben.

In jüngster Zeit wurden, wie Anwohner und Passanten feststellten, vor allem Kastenwagen im Wendehammer des Stawedders deponiert. Vor einigen Wochen standen gleich drei dieser Kleinlaster am Ende der Sackgasse. Aktuell sind zwei Altfahrzeuge, darunter ein Fiat Transporter und ein Peugeot Pritschenwagen, dort abgestellt worden. Allerdings kann sich die Zahl täglich ändern, weil die illegalen Auto-Entsorger sich aus verständlichen Gründen nicht zuvor anmelden.

Bei den meisten Autos sind die Kennzeichen abgeschraubt

Mit der Beseitigung der Altautos hat im Rellinger Rathaus vor allem Michaela Warnecke zu tun. Und das in zunehmendem Maße. „In diesem Jahr wurden am Stawedder bereits zwölf zunächst anonym geparkte Fahrzeuge entfernt“, sagt die Mitarbeiterin im Bürgerservice der Gemeindeverwaltung. Zum Vergleich: Als die Pinneberg-Regionalausgabe des Hamburger Abendblattes im Jahr 2013 erstmalig über den illegalen Schrottplatz berichtete, waren dort lediglich sieben Altautos entdeckt und beseitigt worden.

Am Verfahren hat sich nichts geändert. Wenn nicht, wie meistens, die Kennzeichenschilder abgeschraubt wurden, kann der Fahrzeughalter schnell ermittelt und zur Beseitigung des Autos aufgefordert werden. Dafür gibt es unterschiedliche Fristen. Stellt das ausrangierte Mobil ein Verkehrshindernis dar, wird die unverzügliche Beseitigung binnen fünf Tagen gefordert. Liegt keine Verkehrsbehinderung vor, gilt eine vierwöchige Frist. Der Sachverhalt wird dem unbekannten Verkehrs- und Abfallsünder per signalrotem Aufkleber an der Seitenscheibe übermittelt.

Sollte der Eigentümer nicht reagieren, kann die Gemeinde das Wrack bergen und der fachgerechten Verwertung zuführen. Für dieses Verfahren gibt es das schöne Wort Ersatzvornahme. Das bedeutet: Der Halter muss sämtliche Kosten übernehmen. Auch der Arbeitsaufwand der Behörde wird ihm in Rechnung gestellt. Außerdem gibt es je nach Einzelfall noch gebührenpflichtige Verwarnungen wegen Falschparkens. Hinzu kommen bei Umweltbelastungen wie auslaufendem Öl oder Kraftstoff weitere Kosten für den Umweltsünder. Solche Verstöße gegen das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz können je nach Schwere auch als Straftat gewertet und von der Staatsanwaltschaft entsprechend verfolgt werden.

Doch auch vermeintliche Schlauberger, die zwecks Tarnung die Kennzeichenbleche entfernen, haben schlechte Karten. Ihnen kommt die Ordnungsbehörde meist auf die Spur, indem das Fahrzeug geöffnet und mittels der Fahrgestellnummer identifiziert wird. Klar, dass auch solche Zusatzmaßnahmen Geld kosten und dem Verursacher in Rechnung gestellt werden. Michaela Warnecke weist darauf hin, dass in diesem Jahr bisher kein illegal geparktes Fahrzeug Umweltschäden verursacht hat. Zudem wurden in allen zehn Fällen die Halter ermittelt und zur Verantwortung gezogen. Für die jeweiligen Halter wäre es unter dem Strich die günstigste Lösung gewesen, das Fahrzeug einfach gleich zum zertifizierten Verwerter zu bringen.

Auto-Kadaver stehen oft an eher abgelegenen Straßen

Generell werden Auto-Kadaver gern in Gewerbegebieten oder auch auf Feldwegen und wenig befahrenen Nebenstraßen illegal abgestellt. Doch Rellingen nimmt im Vergleich schon eine Spitzenposition ein. An Spekulationen über die Ursachen für die besondere Beliebtheit des Stawedders in Sachen Auto-Entsorgung möchte sich Michaela Warnecke nicht beteiligen.

Nicht zu übersehen ist allerdings, dass es sich beim Sackgassenzipfel des Stawedders um ein abgelegenes Straßenstück handelt. Dort fallen auch wegen der in der Nähe angesiedelten Betriebe der Automobilbranche abgestellte Altfahrzeuge nicht sofort auf. Im benachbarten Halstenbek mit mehr Einwohnern als Rellingen wurden nach Angaben aus dem Ordnungsamt in diesem Jahr im gesamten Gemeindegebiet bislang lediglich drei Altfahrzeuge aufgefunden und beseitigt.