Die Geschwister Angus & Julia Stone gastieren am 5. November in der Sporthalle

Wer von Rick Rubin produziert wird, darf das als Ritterschlag verstehen, denn der bärtige Amerikaner zählt zu den herausragenden Studio-Genies der vergangenen drei Jahrzehnte. Rubin arbeitet ausschließlich mit Künstlern, bei denen er höchstes Potenzial erkennt. Auch Angus und Julia Stone kamen vor drei Jahren in den Genuss der Zusammenarbeit mit dem Hexenmeister an den Reglern. „Sie sind wirklich einzigartige Musiker und authentische und unverfälschte Persönlichkeiten, bei denen alles von Herzen kommt“, lobte der Produzent das Duo.

Dank Rubin entwickelte sich der Folk-Sound der australischen Geschwister ein ganzes Stück mehr in Richtung Rockmusik, ohne dass die Songs dabei ihre Verspieltheiten verloren hätten. Das selbst betitelte dritte Album wurde zum bisher erfolgreichsten der Stone-Geschwister. Für das aktuelle vierte mit dem etwas überraschenden Titel „Snow“ musste das Duo jedoch nicht nach Kalifornien zu Rubin reisen. „Snow“ ist in einem kleinen Dorf mit dem Namen Belafonté in der Nähe von Byron Bay entstanden. Dort besitzt Angus Stone sein eigenes Studio in einer Hütte, und dort arbeitete er mit seiner Schwester an den zwölf neuen Liedern.

„Es war einfach magisch, weil Angus und ich noch nie so viel Zeit nur zu zweit verbracht haben“, erzählt Julia. „Normalerweise ist da immer mindestens ein Toningenieur oder ein Manager dabei. Aber in der letzten Phase des Schreibens und Aufnehmens gab es acht Wochen lang nur ihn und mich und die Ruhe der Landschaft.“ Diese entspannte Arbeitsatmosphäre ist den neuen Songs anzuhören. „Bloodhound“ etwa klingt wie verschlafener Slacker-Rock. „Chateau“ mit einer Anspielung auf das berühmte Künstler­hotel Chateau Marmont in Hollywood ist ein Stück über die völlige Zufriedenheit im Hier und Jetzt. „Sleep Alone“ und „Nothing Else“ sind Liebeslieder von betörender Schönheit. Der Rockeinfluss von Rick Rubin ist wieder etwas zurückgegangen, aber bei „Who Do You Think You Are“ benutzt Angus Stone einen geraden durchlaufenden Beat, der dem Song einiges an Zug gibt.

Die Texte der Geschwister stecken voller Metaphern, die sich nicht immer sofort entschlüsseln lassen. Auch „Baudelaire“, benannt nach dem französischen Lyriker, und „Sylvester Stallone“ sind keine Porträts dieser Berühmtheiten, sondern vor allem plakative Songtitel für zwei sehr ruhige Lieder.

Die Folk-Herkunft können Angus und Julia Stone nicht verleugnen, doch ihre Musik hat sich in der elfjährigen Karriere des Duos zu komplexem Pop entwickelt. Die beiden Künstler von Down Under sind ein gutes Beispiel dafür, wie spannend Mainstream klingen kann, der sich nicht nur an aktuellen Radio-Standards orientiert, sondern der auf Überraschungen und Abwechslung setzt.

Zum ersten Mal überhaupt haben die beiden Songs zusammen geschrieben, Angus meistens die Strophe und Julia dann den Refrain. „Wir haben unterschiedliche Schreibstile, aber sie scheinen gut zusammenzupassen“, sagt Julia Stone. Das scheinen ihre Fans auch zu finden, denn in jedem Monat werden die neuen Songs millionenfach gestreamt.

Angus & Julia Stone So 5.11., 20.00, Sporthalle (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 44,50 im Vorverkauf; www.angusandjuliastone.com