Hamburg/Schwerin. 19-jähriger Syrer in Schwerin festgenommen. Er baute schon an einer Bombe. Rätsel um Kontakte nach Hamburg

Die deutschen Sicherheitsbehörden haben offenbar einen großen Terroranschlag vereitelt. Spezialeinheiten stürmten gestern um 6 Uhr mehrere Wohnungen in Schwerin und nahmen einen 19 Jahre alten Syrer fest.

Yamen A. habe spätestens im Juli den Plan gefasst, mit einem Anschlag eine möglichst große Zahl von Menschen zu töten, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft. Dafür habe er Chemikalien im Internet bestellt. Er habe auch mit einem IS-Anhänger in Kontakt gestanden, der sich als „Soldat des Kalifats“ bezeichne.

Zeitgleich mit den Razzien in Schwerin durchsuchte ein Sondereinsatzkommando der Hamburger Polizei eine Wohnung an der Ahrensburger Straße in Wandsbek. Dort stießen die Beamten auf einen möglichen Zeugen, der gestern stundenlang verhört wurde. Es hieß, er sei dem „islamistischen Milieu zugeneigt“. Polizeisprecher Ulf Wundrack bestätigte lediglich: „Wir haben Amtshilfe geleistet für das Bundeskriminalamt.“ In welcher Beziehung der Zeuge zu Yamen A. stand und ob dieser sich auch in Hamburg aufgehalten hat, ist noch unklar.

Laut Bundesanwaltschaft gab der Verfassungsschutz erste Hinweise auf Yamen A., der 2015 nach Deutschland gekommen war. Ob dieser bereits ein Anschlagsziel ins Auge gefasst hatte, sei noch nicht geklärt, sagte die Sprecherin. Die Indizien sprächen aber für eine umfassende Planung: So habe Yamen A. Schwefelsäure sowie eine Lösung mit Wasserstoffperoxid im Internet bestellt. Damit habe er vermutlich den hochexplosiven Sprengstoff TATP herstellen wollen. Das dafür fehlende Aceton sei in der Wohnung gefunden worden. Dazu habe er Bauteile eines Handys gekauft, die für eine Fernzündung eingesetzt werden könnten.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, der Zugriff habe zum richtigen Zeitpunkt stattgefunden: „Spät genug, um Beweise zu sichern, und gleichzeitig früh genug, um die Gefahr zuverlässig zu bannen.“ Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, CSU-Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl, sagte dem Abendblatt, nötig sei eine bessere Bund-Länder-Kooperation bei der Terrorabwehr. Bei den Jamaika-Sondierungen müsse es in diesem Punkt „unbedingt Fortschritte“ geben.

Seite 4 Bombenbau im Plattenbau