Nienstedten/Rissen. In Rissen wird das große Rad gedreht: 330 neue Abstellplätze am Bahnhof. P+R-Fläche in Hochkamp wird saniert und gebührenpflichtig

Die einen freut’s, die anderen ärgert’s. Fest steht: Nachdem die Stadt Hamburg sich bereits zahlreicher Park+Ride-Anlagen angenommen hat, sind nun die Elbvororte dran. Im kommenden Jahr sollen in Rissen und am Bahnhof Hochkamp die Bagger rollen. Geplant ist eine Sanierung der Nienstedtener Parkplatzfläche sowie die Schaffung von zahlreichen modernen Radabstellanlagen in Rissen. Mehr als eine Million Euro werden investiert. Das dürfte betroffene Pendler freuen. Ob die damit einhergehende Einführung einer Gebühr für die dann sanierte Park+Ride-Fläche am Hochkamper Bahnhof auf Begeisterung stößt, wird sich zeigen. Schon jetzt gibt es kritische Stimmen.

Das ist geplant: Die Par-and-ride-Fläche am Hochkamper Bahnhof soll, so wie es das Hamburger Entwicklungskonzept vorsieht, aus der Verantwortung des Bezirks in die Hände der eigens gegründeten P+R-Betriebsgesellschaft mbH übergehen. Das städtische Unternehmen ist nicht nur für die beschlossene Gebühreneinführung und Überwachung zuständig, sondern muss auch eine einheitliche Qualität aller Anlagen gewährleisten. Dieser entspricht der fast vergessene und völlig verwilderte Parkplatz am Bahnhof Hochkamp nun so gar nicht. Daher ist eine Grundsanierung geplant.

„Der Parkplatz ist in einem erbärmlichen Zustand“, sagt Heino Vahldieck, Geschäftsführer der P+R-Betriebsgesellschaft. Wenn es nach ihm geht, sollen die umfangreichen Arbeiten im kommenden Jahr begonnen und abgeschlossen werden. Einen genauen Zeit- und Kostenplan gibt es noch nicht. Vahldieck schätzt, dass die Herrichtung bis zu 700.000 Euro verschlingen wird.

Dafür soll ein Parkleitsystem, eine bessere Beleuchtung sowie eine Audio- und Videoanlage samt Notruf installiert werden. Zudem muss die Regenentwässerungsleitung saniert und der Parkplatz barrierefrei gestaltet werden. Nach dem Umbau soll Schluss sein mit dem wilden Parken. Bislang suchten sich die Pendler auf der Fläche auch aufgrund der starken Nachfrage sehr kreative Abstellmöglichkeiten für ihr Auto. Nach dem Umbau wird es 87 der Norm entsprechende Parkplätze geben. Somit fallen einige Stellplätze weg, wie viele, kann Vahldieck nicht beziffern.

All das hat für die Pendler auch einen Preis. Denn nach der Sanierung wird eine Parkgebühr für die bislang kostenfreie P+R-Fläche eingeführt. 2 Euro kostet dann ein Tagesticket. Wer sein Auto bis zu 15 Tage abstellen möchte, zahlt pro Tag 4 Euro. Für 20 Euro ist eine 30-Tage-Karte zu haben, mit der Autofahrer ihren Wagen auf jeder P+R-Anlage der Hansestadt für diesen Zeitraum beliebig oft abstellen kann. Jahreskarten sind zum Preis von 200 Euro zu bekommen.

Die geplante Gebühreneinführung stößt vor Ort auf Kritik. „Wir sprechen uns gegen den geplanten Umbau aus, weil wir ihn für Unsinn halten“, sagt Peter Schlickenrieder als Vorsitzender für den Bürger- und Heimatverein Nien­stedten. Eine Parkgebühr würde dazu führen, dass die Pendler die angrenzenden Straßen zuparken. Mit Blick auf den stark frequentierten Parkplatz und die bereits jetzt beanspruchten Nebenstraßen regt der Verein an: „Man sollte prüfen, ob an dieser Stelle nicht ein Parkhaus möglich ist.“

Von zugeparkten Straßen und davon, dass hier eine HVV-Tarifzone endet, weiß Vahldieck nichts. Ob an dieser Stelle mehr Parkraum benötigt wird und somit ein Parkhaus oder eine Erweiterung sinnvoll wäre, sei nicht geprüft worden. „Wir wollen erst einmal einen vernünftigen Parkplatz herrichten und dann sehen, wie sich die Nachfrage entwickelt“, erklärt er.

Mehr als 500.000 Euro fließen in den Standort Rissen

Anders verhält es sich da mit dem Bedarf in Sachen Fahrradstellanlagen im Bereich des Rissener Bahnhofs. Der wurde aufgrund von Zählungen und Prognosen ermittelt und wird nun umgesetzt. Laut Entwicklungskonzept besteht ein Ausbaubedarf auf 352 Stellplätze bis 2025. Mehr als eine halbe Million Euro investiert die Stadt Hamburg nun in den Bau von 330 Stellplätzen in Form von Fahrradanlehnbügeln und Doppelstockparkern (davon sollen 142 überdacht sein) sowie 50 gesicherte Stellplätze in zwei Sammelschließanlagen sowie weitere 20 gesicherte Stellplätze in Fahrradboxen. Zusätzlich sollen 30 Schließfächer weiteren Komfort für Pendler ermöglichen. Teilweise sollen dafür einige Parkplätze am Höhnerkamp weichen.

Etwa 6000 Fahrgäste nutzen pro Tag die Bahn ab Rissen. Dass viele auf ihrem Weg zum Bahnhof das Rad nutzen und die Stellplätze derzeit nicht ausreichen, offenbaren die vielen Zweiräder, die verbotenerweise an den Bahnbrücken abgestellt werden. Vahldieck hofft, dass sich das nach dem Umbauprojekt ändert. Doch ihm ist jetzt schon klar, dass weitere Investitionen nötig sein könnten. Denn aus Erfahrung an anderen Stellen weiß er: „Gute Anlagen erzeugen wiederum eine steigende Nachfrage.“ Aber das ist ja gewollt.

Die Ausbaupläne in Hochkamp und Rissen sind laut der Ausschussvorsitzenden und CDU-Bezirkspolitikerin Anke Frieling Thema im nächsten Verkehrsausschuss. Der tagt am Montag, 6. November, von 18 Uhr an im Technischen Rathaus, Jessenstraße 1.