Das neue Restaurant Schulz in der Gaststätte Zur Erholung überzeugt mit modernem Konzept eines versierten Kochs

Hamburg und die Hamburger an sich gelten ja als weltoffen, reise- und unternehmungslustig. Aber nach Uetersen? Dahin zieht es den geneigten Hanseaten auch nicht jeden Tag. Gewusst, wohin genau. Uetersen gilt als die Rosen- und Hochzeitsstadt an der Pinnau, hat mit dem Rosarium Norddeutschlands größten Rosengarten und ist Teil der sogenannten Aktivregion Pinneberger Marsch & Geest. Und aktiv geworden sind in der 18.000-Einwohner-Stadt auch Bernd und Anne Ratjen.

Zu Beginn dieses Jahres hatten die Geschwister von ihrem Vater Klaus Ratjen die Leitung der Gaststätte Zur Erholung übernommen, eines 155 Jahre alten Familienbetriebs mit einem Tanzsaal inklusive Bühne, Tresen und Platz für bis zu 300 Personen, der bei Städtern sofort Assoziationen an „Dans op de Deel“ weckt. Im Sommer jedoch eröffneten die jungen Ratjens in dem Traditionshaus in der ehemaligen Gaststube ihr neues Restaurant Schulz, benannt nach ihrem Ururgroßvater Jacob Schulz. Der war dort bis in die 1920er-Jahre hinein Wirt, hatte sich aber auch als Generalvertreter der Hamburg-Amerika Linie einen Namen gemacht; dieser maritime Bezug wurde bei der Gestaltung der neuen Räume des Schulz stilvoll aufgegriffen, etwa mit Bullaugen in der Wand zum Flur.

In der Küche dahinter lässt Bernd Ratjen seiner Kreativität freien Lauf. Schon als 17-Jährigen hatte es ihn von ­Uetersen in die große weite Welt gezogen. Nach Ausbildung zum Koch im Hotel Waldschlösschen in Schleswig arbeitete er im Grand Hotel Regina in Grindelwald (Schweiz), im mit Michelin-Stern ausgezeichneten Ristorante Acquarello in München, dann im Fünfsternehotel Park Hyatt im Hamburger Levantehaus und als Sous-Chef im Fillet Of Soul in den Deichtorhallen.

Im Schulz kocht der Chef nicht nur selbst, Ratjen interpretiert hier die deutsche und europäische Küche gekonnt mit überwiegend regionalen, stets frischen Zutaten neu. Die Speisekarte kreiert der Mittdreißiger in Abstimmung mit seiner kleinen großen Schwester monatlich anders – die um einen halben Kopf größere Anne behält mit Weinempfehlungen aus deutschen Regionen und Übersee charmant-unaufgeregt den Überblick.

Noch bis Anfang Dezember bieten die Ratjens etwa Kalbsravioli mit Schalottenconfit und Wirsing, alles hausgemacht. Wie einige weitere Gerichte gibt es sie als große (14 Euro) oder kleine Portion (9 Euro). „Und die Hummersuppe ist immer frisch“, versichert Bernd Ratjen. Mit 8 Euro zudem fair kalkuliert, ebenso die herbstlich-würzige Kürbissuppe (5 Euro). Als Hauptgang schmeckt das auf den Punkt gebratene, feinglasige Kabeljaufilet mit Curryschaum, Vanille-Chili-Steckrüben und Pinienkrapfen zu 21,50 Euro.

Mit gesundem Selbstbewusstsein sagt Bernd Ratjen norddeutsch-trocken: „Es ist noch keine experimentelle Küche, sie ist einfach gut gemacht.“ Weil von Hand. Und das ist heutzutage auch in ­kleineren, modern wirkenden Restaurants längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Das gilt auch für die Metropole Hamburg.

Restaurant Schulz/Gaststätte Zur Erholung Mi-Sa ab 17.30, So 12.00-14.00 (mit Klassikern wie Schnitzel, Sauerfleisch etc.) und ab 17.30 (Küche jew. bis ca. 21.30), Mühlenstr. 56, 25436 Uetersen,
T. 04122/25 92; www.zur-erholung-uetersen.de