Entscheidend ist das Miteinander, nicht nur, aber vor allem in Großstädten wie dem weiter wachsenden Hamburg. Und wichtig dafür ist das Zwischen. Denn zwischen den Worten, zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen liegt oft nur ein vermeintlicher Gegensatz.

Ein interkultureller Dialog, das war der Grundgedanke, als im Jahr 2000 „eigenarten“ aus der Taufe gehoben wurde. „Das Festival hat der interkulturellen Kunst- und Kulturarbeit einen festen Platz in Hamburg gegeben und von Beginn an bei wichtigen Themen wie Migration und gesellschaftlicher Teilhabe immer wieder wichtige konstruktive und kreative Impulse gesetzt“, schreibt Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zur 18. Auflage vom 26. Oktober bis 5. November.

Die Volljährigkeit von „eigenarten“, das bedeut einerseits jugendliche Leichtigkeit, andererseits politischer Ernst. An gleich 19 Veranstaltungsorten, von der Bühne im Bürgertreff (BiB) bis zur Zinnschmelze, ist die Festival-Vielfalt mit Arbeiten von hier lebenden Künstlern aus aller Welt erlebbar. Das schließt die Fotoausstellungen „Wäscheleine & Co.“ und „Hamburg unter der Linse“ in der Zen­tralbibliothek ein (Eintritt frei).

Der Eintritt ist auch zur Eröffnung am Donnerstag, 26.10., um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Wilhelmsburg frei. Außer Rückblicken gibt es an der Mengestraße Ausschnitte zweier aktueller Produktionen zu sehen: Das Theaterstück „Baustelle Integration“ der Gruppe Karoon, das am 30.10. (20 Uhr) an gleicher Stätte Premiere hat, zeigt, wie drei Bewohner eines Flüchtlingsheims ihren Weg und Platz in der deutschen Gesellschaft suchen. Thiago Ferreira Padovanis „Herói Negro“ („Schwarzer Held“) erzählt mit Samba und den Kampftänzen Capoeira und Maculelé von Sklaverei in Brasilien und der Entstehung afrobrasilianischer Kulturen. Das Musiktheater spielt am 28.10. (20.30 Uhr) komplett im Goldbekhaus.

„Wortklang“ im Ernst Deutsch Theater, das sind Gedichte in Heimatsprache

In Winterhude ist am Sonnabend bereits von 19.30 Uhr an „What Our Bodies Could Have Become“ zu erleben. Eine Performance, wie unsere Körper hätten geraten können, wenn wir wie eine Superheldin der Kindheit geworden wären.

Und die Gegenwart? Das Ernst Deutsch Theater (EDT) ist erstmals Teil des „eigenarten“-Festivals, ebenso das traditionsreiche Kellertheater am Johannes-Brahms-Platz und die junge Fabrique im Gängeviertel. Auf der Plattform-Bühne im EDT lesen Sibylle Hoffmann und Mitstreiter am 29.10. (17 Uhr) unter dem Titel „Wortklang“ zwei Stunden lang Gedichte in ihrer Heimatsprache, jeweils mit deutschen Übersetzungen. Im Kellertheater verwebt am 2.11. (20 Uhr) der ­Vietnamese Day Thy Nguyen die Flucht seiner Eltern, einst „Boat People“, mit der ersten Zeit in Deutschland und Rassismus. Und in der Fabrique kombinieren Roman Dippong und Sheraz Puri bei „The Wrong Minibeat“ (27.10., 21 Uhr) den damals neuen, elektronisch angereicherten asiatischen und afrikanischen Sound der 60er und 70er mit Videoprojektionen.

Sublokal wird es am 3.11. Beim Schlump in Rotherbaum: Um 18 Uhr öffnet die Konditorei Karen Özer nur für „Läden der Poesie VI“. Zuhörer tauchen ein in die Welt des syrischen Dichters Adonis, in einer Schneiderei gibt es danach türkische Gedichte, in einem Tee­laden Poetisches aus Italien – immer begleitet­ ­von Musik und deutschen Übersetzungen. Denn auf die Zwischentöne kommt es an – speziell bei „eigenarten“.

„eigenarten“ – Interkulturelles Festival ­Hamburg Do 26.10. bis So 5.11., diverse Spielorte, Infos und Karten unter T. 43 28 07 67