Mit dem Thriller „Schneemann“ hat Tomas Alfredson einen Bestseller von Jo Nesbø verfilmt – leider weniger gelungen

Am Ende bleiben drei Kugeln Schnee, zwei in die Höhe gereckte Zweige und ein halbes Dutzend Kaffeebohnen in Erinnerung. Sie sind, zusammengebastelt als Schneemann, das stärkste Bild in der ansonsten enttäuschenden Adaption des gleichnamigen Thrillers von Bestseller-Krimiautor Jo Nesbø. Diese eigentlich unschuldig kindlich wirkende Figur ist das Zeichen, das ein Serienmörder hinterlässt, der in Oslo und anderen Orten des Landes Frauen ermordet.

Hauptkommissar Harry Hole (Michael Fassbender) ist ihm auf der Spur, ein genialer Ermittler, der aber mit eigenen Dämonen zu kämpfen hat, seiner Alkoholsucht und der daran gescheiterten Beziehung zu Rakel (Charlotte Gainsbourg) und ihrem Teenagersohn, zu dem er ein väterliches Verhältnis hat. Einen neuen Fall muss er sich mit einer ehrgeizigen jungen Kollegin (Rebecca Ferguson) teilen. Was haben diese Verbrechen mit­einander zu tun? Warum erhält er mysteriöse Ankündigungen des Mörders?

Es lagen hohe Erwartungen auf diesem Film. Nesbø verkaufte mit seiner inzwischen elfteiligen Buchreihe um den Serienkillerexperten Harry Hole weltweit rund 30 Millionen Bücher. Nachdem ursprünglich Martin Scorsese das Buch verfilmen wollte, wurde schließlich der Schwede Tomas Alfredson beauftragt. Er hatte die besten Voraussetzungen: eine Bestsellerreihe, einen komplexen Protagonisten, dazu ein Setting im verschneiten Schweden. Und zugegeben, die Aufnahmen der verschneiten Landschaften sind spektakulär und stehen stellvertretend für die vereisten Emotionen der Figuren, doch Alfredson nimmt Nesbø seine essenziellen Elemente: Tempo und Spannung. Er setzt auf Atmosphäre und verheddert sich mit den Erzählsträngen.

Enttäuschend ist das vor allem, weil er mit seinen bisherigen Filmen großartig Atmosphäre mit Spannung zu verbinden verstand. Das Studio hoffte auf eine neue Blockbusterserie, deswegen wurde die in Norwegen spielende Handlung auf Englisch mit international bekannten Darstellern gedreht. Doch Stars wie Fassbender, Gainsbourg, Val Kilmer und Chloe Sevigny wirken in der Landschaft so deplatziert wie ein Schneemann in der Südsee. Dabei gibt es keinen Grund für diese Entscheidung außer der globalen Vermarktung. Inkonsequent ist auch die Synchronisierung. Zwar werden neben den Dialogen mittlerweile auch SMS-Nachrichten auf Deutsch gezeigt, die Ausschnitte norwegischer Zeitungen bleiben aber auf Englisch. Daraus ergibt sich ein Mischmasch, das sein Ziel verfehlt.

„Schneemann“ GB 2017, 123 Min., ab 16 J.,
R: Tomas Alfredson, D: Michael Fassbender,
Rebecca Ferguson, J. K. Simmons, Val Kilmer, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy, Studio, UCI Mundsburg/
Othmarschen/Wandsbek; upig.de/micro/schneemann