„Clash“ ist ein meisterhaftes Drama aus Kairo im Jahr 2013

„Wir haben nichts getan!“, schreien die Ersten, die verhaftet werden. Ort der Handlung ist Kairo im Jahr 2013, genauer gesagt: das Innere eines vergitterten Gefangenentransportwagens. Die beiden Männer, die als Erstes hineingepfercht werden, sind Journalisten. Sie protestieren lauthals, treten gegen die Gitter, rütteln an der zugeschlagenen Tür.

Mit diesem Level von Aggression und Aufgeregtheit setzt Mohamed Diabs Film „Clash“ ein, um sich danach immer weiter ins Katastrophenhafte zu steigern. Denn nach und nach füllt sich der Wagen mit weiteren, wie willkürlich aufgelesenen Menschen: Da ist das streitende Ehepaar mit einem vorlauten Sohn, da sind zwei beste Freunde, die mit Politik nichts am Hut haben, ein streng muslimisch gekleidetes Großvater-Enkelin-Paar und mehr und mehr Anhänger der Muslimbruderschaft. Letztere protestieren gegen die Absetzung „ihres“ Präsidenten Mursi durch das Militär.

Bald ziehen die Gefangenen unter­einander Grenzen. Muslimbrüder stehen gegen die „Militäranhänger“, und beide Seiten beäugen misstrauisch die Journalisten.

Diabs Methode ist so einfach wie überzeugend: Auf kleinstem Raum inszeniert er mit Handkamera die explosiven Widersprüche der ägyptischen Gesellschaft. Mit „Clash“ gelingt ihm ein packender, in technischer Hinsicht meisterhafter Film, der lediglich mit seinen Figuren ein wenig enttäuscht, weil man ihnen etwas zu deutlich anmerkt, dass sie bestimmte Typen zu repräsentieren haben.

„Clash“ F/EG 2017, 97 Min., o. A., R: Mohamed Diab, D: Nelly Karim, Hani Adel, Ahmed Malek,
im 3001