Die geführten Spaziergänge von Eat The World bieten kulinarische und kulturelle Leckerbissen – zum Beispiel in Altona

„Hallo ihr Lieben, ich duz euch einfach mal ganz frech!“ Tour-Guide Joachim Quirin lässt keinen Zweifel daran, dass die kommenden drei Stunden (aus denen letztlich bummelige vier werden) keine steife Veranstaltung sind. Schließlich geht es bei den Spaziergängen von Eat The World darum, einen Stadtteil sinnlich zu erfahren – kulinarisch und kulturell. Seit fast zehn Jahren bietet das Unternehmen Führungen an, bei denen sich die Gäste genussvoll durch ein Viertel futtern können, ohne auf geistige Nahrung zu verzichten. Und die Ottensen-Tour, zu der sich an einem herbstlichen Mittag ein Dutzend Neugierige beim Startpunkt am Einkaufszentrum Mercado zusammengefunden haben, startet der freundliche Joachim dann zunächst auch mit einer Art historischem Imbiss.

Bevor die Gruppe sich durch sieben Stationen vom Café über gediegene Restaurants bis zum Feinkostgeschäft probiert, führt Joachim Quirin in einer knackigen Viertelstunde durch die Hamburger Geschichte im Allgemeinen und die Altonaer im Besonderen – informativ, amüsant und durchaus kritisch. Dass er in seinem sonstigen Leben Schauspieler, Sänger und ­Autor ist, kommt der Dramaturgie dabei gewiss zugute.

Neun Hamburger Nachbarschaften lassen sich als Gastro-Tourist bereisen

Immer wieder beim Schlendern und Schlemmen durch das Quartier wird er Anekdoten aus der Vergangenheit Ottensens einbringen, er erzählt zum Beispiel mit Verve von „seiner Heldin“, der Frauenrechtlerin Alma Wartenberg. Aber auch aktuelle stadtpolitische Diskussionen serviert er gern. Quasi als anregende Zwischenmahlzeit.

Das ist (außer dem Essen, versteht sich) das Beste an dieser Tour: Das Programm wirkt nicht wie formatierte Kost, sondern ist – wenn man so will – individuell zubereitet. Charme und Witz des Tour-Guides kommen ebenso zur Geltung wie etwa Erinnerungen, die die Mitlaufenden beisteuern. Denn, das überrascht dann doch ein wenig: „Im Schnitt sind zwei Drittel der Teilnehmer aus der Stadt“, sagt Joachim. Neun Hamburger Nachbarschaften lassen sich mittlerweile mit Eat The World als Gastro-Tourist bereisen – von St. Georg bis zum Grindel. In mehr als 30 deutschen Städten bietet die Firma insgesamt ihre Führungen an.

In Ottensen kehrt die Gruppe als Erstes in der Forelle (Erzbergerstr. 14) ein, einem Café, das mit seinen schönen Kacheln an den Wänden eine unkomplizierte Gemütlichkeit ausstrahlt. Gestärkt mit einem fein gewürzten Nudelsalat geht es plaudernd und stromernd weiter in die 2te Heimat (Max-Brauer-Allee 34).

Die Betreiber Thomas Gisiger und Andreas Löher begrüßen ihre Kurzzeit-Gäste höchstpersönlich und erläutern bei einer raffinierten Eiskreation das Konzept ihres Theatersalons: Die Abende in ihrem Haus seien ein Rundum-sorglos-Paket aus Bühnenkunst, Essen und Trinken. Nicht wenige stecken, bevor sie durch Gassen und versteckte Winkel des Viertels zur nächsten kleinen Mahlzeit weiterziehen, einen Flyer ein, um einen ausführlicheren Besuch zu planen.

An dieser Stelle seien nun nicht alle der in mehrfacher Hinsicht geschmackvollen Stopps genannt. Schließlich verstehen die Organisatoren das Konzept Eat The World auch als lukullische Wundertüte. So viel sei aber zumindest verraten: Vom pikanten Süppchen über eine einfallsreich belegte Pizza bis zum selbst gemachten Bonbon warten viele verschiedene Gaumenfreuden. Und zum Nachschmecken gibt es für jeden noch ein Heftchen mit den besuchten Lokalen sowie weiteren Tipps für das Viertel.

Unsere Runde jedenfalls fühlt sich bestens verköstigt, unterhalten und auch inspiriert. Denn Appetit gemacht hat die Ottensen-Tour auf jeden Fall darauf, weitere Stadtteile wie die Neustadt oder die Schanze aus neuer – kulinarischer – Perspektive zu entdecken.

Eat The World diverse Termine,
Preis: 33,- pro Person (ohne Getränke);
Infos und Tickets: www.eat-the-world.com
oder T. 030/206 22 99 90