Die Woche im Literaturhaus: „Ziegel“-Fest und ein Ingeborg-Bachmann-Abend

Auch wenn man in Hamburg besonders stolz auf seinen Backstein ist, sei auch an dieser Stelle noch einmal festgehalten: Er ist keine Hamburger Erfindung. Er wurde weltweit verbaut, immer schon. Er ist, als immens praktischer Baustoff, an viele Formen von Architektur anpassbar.

Aber den „Hamburger Ziegel“ in seiner literarischen Prägung gibt es, wer wüsste es nicht, nur einmal. Er versammelt seit einem Vierteljahrhundert die Literatur-Produktion in dieser Stadt in klobigen und randvollen Jahrbüchern. 15-mal ist der „Ziegel“ bislang erschienen. In ihm sind Texte von längst durchgesetzten, namhaften Autoren wie Frank Schulz, Mirko Bonné und Karen Köhler erschienen. Auch bekannte Autoren wie Ulla Hahn und Saša Stanišić sind im „Ziegel“ verewigt. Vor allem aber sind dort Talente zu lesen, die einen Hamburger Förderpreis gewonnen oder sich um einen beworben haben. Das Erscheinen des neuen „Ziegels“ wird am 16.10. im Literaturhaus gefeiert: mit dem traditionellen „Ziegel“-Fest. Weil sich dort die Szene trifft und ein paar Bücher verkauft werden sollen, gibt es auch ein Wettlesen. Zehn Autoren stellen ihre Beiträge vor: Simon Bethge, Maximilian Buddenbohm, Nora Gantenbrink, Wolfgang Denkel, Andreas Greve, Maria Regina Heinitz, Jennifer Heinrich, Nefeli Kavouras, Christine ­Koischwitz und Marie-Alice Schultz. Das Publikum stimmt anschließend schriftlich über die Favoriten ab. Drei Preise hat die Kulturbehörde ausgelobt: dotiert mit 500 Euro, 250 Euro und 150 Euro.

Vom „Ziegel“ zu Ingeborg Bachmann. Da ist der Gedankenweg gar nicht so weit. Wettlesen ist eine Klagenfurter Erfindung. Der dort vergebene Ingeborg-Bachmann-Preis zählt zu den wichtigsten im deutschsprachigen Raum, er muss sich bei den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ im Wettstreit vor einer Jury verdient werden.

Zurück geht er auf Ingeborg Bachmann (1926–1973). Die in Klagenfurt geborene Autorin zählt zu den bekanntesten Frauen der deutschen Literatur-Geschichte und endete tragisch: Sie starb nach einem Brand in ihrer Wohnung in Rom. Jeder Germanistikstudent kennt ihre Liebschaften mit Paul Celan und Max Frisch. Bachmann („Malina“, „Das dreißigste Jahr“) wurde zur Ikone und blieb stets rätselhaft. Ihr großes literarisches Talent auf der einen, ihre tiefen persönlichen Krisen auf der anderen Seite: In einem neuen Buch ist es die in Hamburg geborene Literaturwissenschaftlerin Ina Hartwig, die sich dem Leben der Erzählerin und Lyrikerin Bachmann nähert. „Wer war Ingeborg Bachmann? Eine Biographie in Bruchstücken“ heißt das Buch über die Frau, deren Porträt einmal die Titelseite des „Spiegels“ zierte, in dem Hartwig sich mit aller gebotenen Vorsicht Ingeborg Bachmann widmet.

Hartwig nennt sich eine „biografische Detektivin“ und traf einige Zeitzeugen. Ihr Buch, das sie nun im Literaturhaus vorstellt, dürfte die ein oder andere neue Erkenntnis über das Phänomen Bachmann bereithalten.

„Ziegel“-Fest Mo 16.10., 19.30, Literaturhaus
(Bus 6), Schwanenwik 38, Eintritt frei Ein Ingeborg-Bachmann-Abend Mi 18.10., 19.30, Literaturh., 10,-/erm. 6,-