Was wäre das Leben ohne Beziehungen? Und erst recht die Kunst? Wie schwierig, auch unfreiwillig komisch sich die zwischenmenschliche Kontaktaufnahme gestalten kann, hatte schon vor einem Jahrzehnt der Filmemacher Ralf Westhoff mit seiner gelungenen Speeddating-Komödie „Shoppen“ gezeigt; sie spielte anschließend auch auf zahlreichen deutschen Bühnen. Umgekehrt wurde „Blütenträume“, ein Theaterstück von Lutz Hübner und Sarah Nemitz über flirt­interessierte sogenannte Best Ager, 2015 fürs ARD-Fernsehen verfilmt.

Insofern macht es Sinn, dass Meike Harten dieser Tage über Lichtplänen brütet. Sie ist für die Regie und Bearbeitung der von Oberspielleiter Frank Grupe fürs Ohnsorg-Theater übersetzten Komödie zuständig. Auch „Droomdänzers“, wie die „Blütenträume“-Fassung als plattdeutscher Titel lautet, wollen schließlich ins rechte Licht gesetzt werden, spätestens bis zur Premiere am 1. Oktober.

Vor 30 Jahren agierte die gebürtige Hamburgerin noch im alten Ohnsorg

Meike Harten weiß das nur zu gut, kennt sie als ausgebildete Schauspielerin und seit 15 Jahren zugleich erfolgreiche Regisseurin beide Seiten der Bühne. Das Ohnsorg ist für sie kein Neuland – allenfalls der Neubau am Heidi-Kabel-Platz, in dem das Theater seit 2011 spielt. Vor 30 Jahren agierte die Hamburgerin, die schon auf fast allen renommierten Bühnen der Hansestadt gestanden hat, im Ohnsorg an den Großen Bleichen. „So schön mit Pferdeschwanz“, erinnert sie sich schmunzelnd an ihre ersten Engagements als junge Frau in „Wenn du Geld hest“ und „De Deern is richtig“. Nach „Keen Geld för Dösbaddels“ (2004/05) inszenierte sie 2005/06 „En snurrig Poor – Ein seltsames Paar“, basierend auf dem Drehbuch der US-Legende Neil Simon, mit Manfred Bettinger und Till Huster.

Letztgenannter gehört auch zum aktuellen „Droomdänzers“-Ensemble. Man kennt sich eben in Hamburgs Privattheaterszene. Huster und die Ohnsorg-Kollegen Sandra Keck, Meike Meiners, Birte Kretschmer und Robert Eder sowie einige Gastschauspieler geben Single-Typen im besten Alter, die an der Volkshochschule einen Flirtkursus belegen wollen. Witwe und Großmutter Gila (Keck) will sofort einen Stuhlkreis bauen, derweil Bibliothekarin Britta (Meiners) das skeptisch sieht. Zumal der Seminarleiter mit der mehr oder minder paarungswilligen Ü50-Sieben alsbald überfordert wirkt ...

„Liebe geht alle Altersgruppen etwas an“, sagt Meike Harten. „Sie macht ja nicht vor dem 60 Lebensjahr halt.“ Die kreative Mittfünfzigerin mag den Autor Hübner („Frau Müller muss weg“). „Er ist ein genauer Beobachter gesellschaftlicher Prozesse, er schafft tolle Figuren, die glaubhaft sind“, erläutert die Regisseurin. Für das Theater Kontraste im Winterhuder Fährhaus, in dem sie zuletzt in der französischen Komödie „Der Vorname“ und mit der Sozialfarce „Stück Plastik“ sehr amüsant menschliche Konflikte herausgearbeitet hat, hatte sie bereits unter dem damaligen Intendanten und heutigen Ohnsorg-Chef Michael Lang ein Hübner-Stück inszeniert: „Die Firma dankt“, eine Tragikomödie aus der Arbeitswelt.

Auch bei den „Droomdänzers“ zeige sich durchaus Melancholie, meint Meike Harten. Doch jeder der sieben Beziehungsgeschädigten geht damit anders um. Die niederdeutsche Sprache hilft, das in komischem Licht erscheinen zu lassen. „Das Plattdeutsche hat immer etwas Freundliches“, sagt Meike Harten. Sie selbst hat eine Beziehung zu Platt, kennt es noch aus dem Mund ihrer Oma und versteht es gut, muss es beim Sprechen aber auch immer neu lernen. Alte Liebe neu entdeckt gewissermaßen.

„Droomdänzers“ Mo 2.10., 19.30, bis 10.11., Ohnsorg-Theater, Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 13,50 bis 29 Euro unter T. 35 08 03 21