Zeichentrickkünstler Markus Kranzler hat „Cars 3“ ordentlich Glanz und Kratzer verpasst

Als Kind hat Markus Kranzler (32) im hessischen Braunfels mit seinen Eltern am liebsten Filme geschaut. Vor drei Jahren verschlug es ihn zur Animationsschmiede Pixar nach Kalifornien. Dort wirkte er nun an „Cars 3“ mit. Es sei einer der „visuell schönsten Filme“, die dort entstanden seien, erzählt der Zeichentrickkünstler im Interview.

Wie viel Arbeit steckt in einem Film wie „Cars 3“?

Markus Kranzler: Solch ein Film dauert in der Regel vier Jahre oder länger. Wenn das Skript vorliegt, geht es rund zwei Jahre in die Produktion: Es muss ein Design gefunden werden, dann fangen die digitalen „Modeler“ an, Sachen zu bauen. Es muss alles im Computer erstellt werden, von Kieselsteinen auf dem Weg bis zu den Hauptfiguren. Die Animatoren versetzen die Charaktere dann in Bewegung. Es kommen Effekte hinzu, am Ende das Ligh­ting, wo wir mit Licht- und Schatteneffekten alles schön aussehen lassen.

Bei „Cars 3“ wirkten Sie in drei Teams mit – was war die größte Aufgabe?

Die meiste Arbeit machte das „Character Shading“, das Bemalen der Figuren. Dabei verleiht man ihnen Farbe und Muster, bei Autos sind das Lack und andere Materialeigenschaften. Da muss viel programmiert werden, etwa wenn man Metal-Flake-Effekte, Flammenmuster oder glänzende Chromteile schaffen will. Wir erzeugen auch Sachen wie Kratzer, Schmutz, Schmiere und Öl, damit die Autos nicht perfekt aussehen, es sind ja Charaktere, die schon seit Jahren auf der Straße sind.

Was gefällt Ihnen an dem dritten „Cars“-Film am meisten?

„Cars 3“ sieht unglaublich gut aus, es ist einer der visuell schönsten Filme, den Pixar gemacht hat. Auch die Botschaft gefällt mir sehr, ohne nun alles zu verraten. Es ist eine sehr realistische, wunderschöne Geschichte, die viele Leute bestimmt nachvollziehen können. Man will etwas erreichen, doch manchmal ändern sich die Vorstellungen, das ist okay. Dann kann man einen neuen Traum verfolgen, und der ist vielleicht noch besser. Schön finde ich auch, dass es mit „Cruz“ eine weibliche Hauptfigur hispanischer Abstammung gibt. Der Migrationshintergrund ist gerade in der heutigen Zeit wichtig. Egal wo man herkommt oder welches Geschlecht man hat, man kann trotzdem alles erreichen und super gut sein, solange man die nötige Leidenschaft ­dafür hat.

Wie kommt man an einen „Traumjob“ bei Pixar heran?

Das war immer mein Traum, und ich habe fest darauf hingearbeitet. Ich habe erst Mathematik studiert und schon früh 3-D-Technik gelernt. Mein Herzblut habe ich dann in den Studiengang Technical Directing an der Film­akademie Baden-Württemberg gesteckt. Alle Geschichten, die von Pixar erzählt werden, finde ich hervorragend. Es gibt keinen Pixar-Film, der mir nicht gefällt. Und das Betriebsklima ist toll. Man hat hier wirklich das Gefühl, man arbeitet mit 1200 seiner besten Freunde zusammen. (dpa)