Der Animationsfilm „Car 3 – Evolution“ zeigt Karosserien von einst im Generationen-Duell

Das autonome Fahren ist im Kino ein alter Hut. 1968, zehn Jahre nachdem Chryslers sein erstes Fahrassistenzsystem „Cruise Control“ vorgestellt hatte, startete „Herbie“ zu einer Reihe von Walt-Disney-Filmen. Der selbstständig fahrende VW-Käfer pflegt Menschen, die ihm nicht in den Kram passen, mit etwas Schmieröl anzupinkeln. Dem schob schon im selben Jahr eine UN-Konferenz den Riegel vor und befahl Fahrzeugen eine dauerhafte menschliche Führung.

Mittlerweile wurde jener UN-Riegel hinreichend gelockert, um die international an Fahrt gewinnende Entwicklung autonomer Fahrzeuge nicht auszubremsen. Und wieder ist es der Disney-Konzern, der mit „Cars 3“, dem neuen animierten Abenteuer um den feuerroten Tourenwagen „Lightning McQueen“, den Film der Zeit liefert. Sein stolzer Namenszusatz „Evolution“ legt nahe, dass auch hier der Fortschritt gefeiert wird und die fantastische Welt des Zeichentricks mit unserer, ihr zunehmend ähnlicher werdenden realen Welt korreliert.

Der Fortschritt kommt mit Newcomer „Jackson Storm“ großmäulig daher

Allerdings geht es einmal mehr den Autos wie den Menschen. „Lightning McQueen“ ist in die Jahre gekommen. Als siebenfacher Gewinner des Piston-Cup-Rennens hat er sich ein paar Verhaltensmuster antrainiert, die man ihm als Starallüren auslegen könnte. So braucht er unbedingte Ruhe vor einem Rennen, um eins mit seinen Achsen zu werden.

Da wundert es nicht, dass der Fortschritt in Form des Newcomers „Jackson Storm“ großmäulig und störend daherkommt. Es sei Zeit für den Nachwuchs, brummt der mit allen High-Tech-Finessen und super professionell trainierte Jackson den spürbar beeindruckten Lightning an. Gleichzeitig kriecht der Junge dem Altvorderen bewundernd in den Auspuff und posiert stolz mit ihm vor Pressekameras.

Lightning ahnt: Sein Stern sinkt. Und wie die Regeln der Midlife-Crisis es vorschreiben, packt auch ihn noch mal der Ehrgeiz. Unter den Fittichen eines ­rennsportbegeisterten Investors lässt er sich von der strengen Cruz Ramirez trainieren, die wenig von teuren Simulatoren, aber viel von Motivationstricks hält.

Zugleich erinnert sich Lightning an die eigene glorreiche Vergangenheit, setzt sich mit dem Erbe des einstigen Trainers auseinander und trifft sich mit den alten Kumpels in der Stammkneipe. Dort lässt er zu Bruce Springsteens „Glory Days“ noch mal behaglich die Stoßdämpfer wippen.

All das gerät so gemütlich und überzeugend, dass der zwangsläufige U-Turn der Geschichte nicht sehr glaubhaft erscheint. Indem Lightning und seine alte Bande autonomer Kraftfahrzeuge zum Statthalter der Menschlichkeit werden, deutet „Cars 3“ in eine nicht allzu weite Zukunft, in der für Menschen das Fahren von Autos als Inbegriff persönlicher Freiheit und beherrschbarer Technologie nur noch in der sentimentalen Rückschau eine Rolle spielen wird.

Immerhin lässt das Rennen der Generationen animationstechnisch kaum zu wünschen übri. Vor allem in der 3-D-Fassung dürfte es das geneigte Publikum in einen schwindelerregenden Begeisterungstaumel versetzten.

„Cars 3: Evolution“ USA 2017, 102 Min., o. A.,
R: Brian Fee, täglich im Cinemaxx Dammtor/
Harburg/Wandsbek, Hansa, UCI Mundsburg/
Othmarschen-Park/Wandsbek; http://filme.
disney.de/cars-3-evolution