Mexiko-Stadt .

Verzweifelte Menschen, eingestürzte Gebäude, Rauchschwaden und Staubwolken über der Millionenmetropole: Ein Erdbeben der Stärke 7,1 hat die mexikanische Hauptstadt Mexiko-Stadt am Dienstag schwer getroffen und womöglich viele Opfer gefordert. Gestern Abend (deutscher Zeit) war zunächst von Dutzenden Todesopfern die Rede.

Das Zentrum des Erdbebens lag bei Axochiapan, rund 120 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, die eine der größten Städte der Welt ist. Das Beben hat offensichtlich schwere Schäden an hunderten Gebäuden in den Bundesstaaten Morelos, Puebla und in Mexiko-Stadt selbst verursacht.

Staatspräsident Enrique Peña Nieto berief seinen nationalen Krisenrat ein und machte sich im Helikopter ein Bild von den Schäden. Der Präsident ordnete zugleich die Evakuierung mehrerer beschädigter Krankenhäuser an.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa berichtete unmittelbar nach dem Erdbeben von stark schwankenden Gebäuden in der Hauptstadt und Gasgeruch. Tausende verängstigte Menschen flüchteten auf die Straßen und Plätze. Das Telefonnetz brach zusammen. Auf Fernsehbildern waren verschüttete Menschen in Trümmern zu sehen. Nach Angaben der mexikanischen Zivilschutzbehörden waren Menschen in brennenden Häusern eingeschlossen.

Aufnahmen des US-Fernsehsenders NBC zeigten ein teilweise eingestürztes Einkaufszentrum der Supermarktkette „Soriana“. Über das Internet wurden Helfer gesucht, um Kinder aus zwei eingestürzten Schulgebäuden in der Hauptstadt zu befreien. Die Rede war gestern Abend von 100 vermissten Kindern.

Im Großraum der mexikanischen Hauptstadt leben rund 20 Millionen Menschen. Der internationale Flughafen von Mexiko-Stadt stellte seinen Flugbetrieb vorübergehend ein. Es soll untersucht werden, ob die Infrastruktur des Flughafens Schaden genommen hat, teilte der Airport mit.

Die Universität von Mexiko-Stadt teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, dass alle Kurse und Veranstaltungen bis auf Weiteres ausfallen, um die Gebäude auf Schäden zu untersuchen. Auch Schulen suspendierten den Unterricht, die Börse setzte den Handel aus. In Internetvideos waren Menschen zu sehen, die um ihr Leben bangten, schrien, weinten; an Gebäuden fielen riesige Gesteinsbrocken und Fassaden ab. Die Situation war zunächst völlig unübersichtlich.

Bei Beben vor 32 Jahren starben tausende Menschen

Die Erdstöße ereigneten sich am 32. Jahrestag eines der schwersten Beben in der Geschichte Mexikos. Bei der Katastrophe am 19. September 1985 war besonders Mexiko-Stadt stark getroffen worden. Fast 10.000 Menschen starben damals.

Erst am 7. September waren bei einem Beben der Stärke 8,2 rund 100 Menschen im Land umgekommen, dabei lag das Zentrum aber im Pazifik und war in Mexiko-Stadt längst nicht so stark zu spüren. Danach gab es weit über tausend Nachbeben.

Zwei Stunden vor dem erneuten Beben am Dienstag hatte es noch eine große Katastrophensimulation mit Evakuierungen gegeben, um das Verhalten für den Fall eines erneuten Erdbebens zu trainieren.

Mexiko befindet sich in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen. Der Großteil der Landmasse liegt auf der sich westwärts bewegenden nordamerikanischen Erdplatte. Unter diese schiebt sich die langsam nach Nordosten wandernde Cocosplatte. Der Boden des Pazifischen Ozeans taucht so unter die mexikanische Landmasse ab. Das führt immer wieder zu schweren Erschütterungen.