Tischlein-verrück-dich. Die Deutschen neigen zum manischen Möbelkauf – vorneweg die Frauen

Langeweile sei eine Halbschwester der Verzweiflung, so hat es die Schriftstellerin Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach einmal gesagt. Langeweile ist eines der Urübel der Menschheit. Es gilt, ihr aus dem Weg zu gehen. Langeweile ist der Zustand, dem tätige Geister entkommen, in dem sie Dinge wie das Auto, den Gasgrill und den iPod erfinden. Oder eben gleich die Weltformel. Aus Langeweile werden, andererseits, Kriege begonnen. Von Männern.

Womit wir bei den Geschlechtsgenossinnen der Freifrau wären, die vor ihrem Sturm in die Vorstandsetagen und auf die Chefsessel das Mobiliar gestellt haben.

Denn wer anderes als die Frauen – Herrscherinnen über die vier Wände und gleichzeitig Geschmacksexpertinnen von hohen Gnaden – sind es, die das ewig junge Spiel des Tischlein-verrück-dich immer wieder aufs Neue aufführen?

Laut einer aktuellen Umfrage planen 95 Prozent der Deutschen in den kommenden zwölf Monaten die Anschaffung neuer Möbelstücke. Ganz vorne auf der Liste: Anschaffungen für Wohn- und Schlafzimmer. Ist das Glas des Coffeetables etwas milchig geworden? Raus mit dem Ding! Das Bett ist zwar erst zwei Jahre alt, aber man hat sich in diesen zwei Jahren schon zweimal das Schienbein an ihm gestoßen? Weg damit!

Und dann erst das ewige Verschieben und Ausmisten ... Wo kluge, sammelwütige und auch ein wenig gestrige Männer die Butze mit CD-, DVD- und Bücherregalen vollstellen und, wenn überhaupt, eifrig neue Verstaumöbel anschaffen, designen Frauen die Wohnung immer wieder neu. Wahnhaft wohnhaft, irgendwie.