Das ist gerade mal 200 Jahre her, sagen Forscher. Wie lange wird sie noch halten?

Der Clownfisch – der unter dem Namen Nemo vor Jahren zum Kinostar wurde – entzieht sich dem Thema Liebe auf merkwürdige Weise. Stirbt das Weibchen, wandelt sich das Männchen binnen einer Woche zu einem Weibchen. Eine Kunst, die dem Menschen von Natur aus erspart wurde. Wir ­müssen es halt mit einem Partner ersuchen. Seit Adam und Eva, so glauben viele.

Sorry, aber die Wissenschaft sieht das Thema weit nüchterner. Die romantische Liebe als „große Sehnsucht nach dem wahren Gefühl“ gibt es erst seit gut 200 Jahren, behaupten der Geschichtsprofessor Frank Becker und die Literaturwissenschaftlerin Elke Reinhardt-Becker. In den Epochen davor habe sich glühende Liebe außerhalb der Ehe abgespielt.

Ein lustvolles Thema für das internationale Treffen, zu dem die beiden am 21. und 22. September 60 Forscherkollegen in die Universität Duisburg-Essen geladen haben. Titel der Tagung: „Herzenssache“. Die ist es tatsächlich auch für das Forscherduo, es ist mit­einander verheiratet.

Dabei steht es nach ihrer Erkenntnis heute schlecht um romantische Liebe. Aktuell gebe es einen verwirrenden Pool von Beziehungskonzepten. Was dieser „postmoderne Multividualismus“ für uns und die Gesellschaft bedeute, wollen die Teilnehmer herausfinden. Historiker Becker meint aber, man müsse „genau hinschauen, was wirklich neu ist“. Vieles vermeintlich Neue habe es früher schon gegeben.

Das wusste auch der große Satiriker Ephraim Kishon (1924–2005), liiert mit der legendären „besten Ehefrau von allen“, der im vorgerückten Alter erkannte: „Es gibt nichts Neues, seit Aristoteles von mir abgeschrieben hat.“