Hamburg. Gutachten exklusiv im Abendblatt: Die Hamburger Kliniken legen nahezu alle Zahlen offen

Ist die Belastung für Ärzte und Pfleger in Hamburgs Asklepios Kliniken zu groß? Geht es dem Krankenhaus-Konzern nur um möglichst hohe Gewinne? Was ist mit dem Wohl der Patienten?

Erstmals gibt es auf diese Fragen konkrete Antworten. Sie stammen aus einem Gutachten, das Asklepios angesichts der „öffentlichen Kritik“ bei dem unabhängigen Iges Institut in Auftrag gegeben hat und das dem Hamburger Abendblatt exklusiv vorliegt. Auf 130 Seiten sind nahezu alle Kennzahlen des größten Hamburger Arbeitgebers offengelegt, bis hin zum Krankenstand und der Fluktuation.

Das wichtigste Ergebnis vorweg: Obwohl sich die wirtschaftliche Situation der Asklepios Kliniken in den vergangenen Jahren „signifikant“ verbessert hat, erreichen ihre Renditen „etwa das durchschnittliche Niveau aller privaten Krankenhäuser in Deutschland“. Interessant ist die Bemerkung der Gutachter, dass die Situation des Unternehmens im Jahr 2006 „besorgniserregend“ gewesen sei. 2004 hatte Asklepios die Mehrheit am Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) von der Stadt übernommen. Allein bis 2015 stieg der Umsatz um mehr als 50 Prozent. Die Zahl der Vollzeitmitarbeiter nahm von 2010 bis 2015 um elf Prozent zu und damit deutlich stärker als im Bundesschnitt (vier Prozent). Sieht man sich die Zahlen genauer an, stellt man fest, dass Asklepios insbesondere im Pflegebereich (plus 15 Prozent) und bei den Ärzten (plus 11 Prozent) Personal aufgebaut hat. Während sich eine Pflegekraft dabei im Schnitt um 66 Fälle (bundesweit: 64) kümmern musste, kamen auf einen Arzt 120 Fälle (126). Soll heißen: Die Arbeitsbelastung der Ärzte lag unter dem Bundesdurchschnitt, die der Pfleger nur leicht darüber.

Trotzdem ist der Krankenstand zwischen 2010 und 2016 von 4,1 auf 5,8 Prozent gestiegen. Gleiches gilt für die Fluktuationsquote. 2010 betrug sie bei den Ärzten 15,1 Prozent, sechs Jahre später 24,1 Prozent. Das kann daran liegen, dass Asklepios im Verhältnis viele junge Ärzte beschäftigt. Was wiederum ein Grund dafür ist, dass die Personalkosten je Mitarbeiter unter denen anderer Krankenhäuser liegen. Vor allem gespart wird in der Verwaltung, im Wirtschafts- und Versorgungsdienst. „In den patientennahen Personalbereichen“, heißt es im Gutachten, „lagen die Personalkostenanteile höher als im bundesweiten Durchschnitt.“

Seite 12 Der Faktencheck