Es gibt so viele Dinge, um die wir die Bayern beneiden. Aber wir sollten ihnen lassen, was nur ihnen gehört

Ich liebe Bayern. Sehne mich nach dem Geplätscher am Anleger in Prien am Chiemsee. Als wäre Weltfrieden gar keine Utopie, sondern sei im Begriff, sich vom Chiemgau in alle Welt zu verbreiten. Sobald Ilse Aigner Ministerpräsidentin ist, bewerbe ich mich als königlich-bayerischer Rasenmäher für die Gärten der Staatskanzlei. Verstehen Sie nicht? Dann zeigen Sie mir mal eine andere deutsche Berufspolitikerin, die Hubschrauber reparieren kann, auf Hochspannungsmasten klettert, aber auch lächelt, als wäre Fischbachau ein Unterbezirk von Hollywood.

Was machen diese Bayern Tolles mit unserer doch recht scharfkantigen Muttersprache. Wenn Karin aus München das R rollt, wird aus Deutsch ein Sprach-Smoothie. Doch Liebe ist ein zartes Gespinst, das leicht Schaden nimmt. Würde ich mit der Schminke meiner Frau geschminkt ihre Freundinnen einladen, Unmengen Schaumwein trinken und nicht anwesenden Freundinnen WhatsApp-Nachrichten vom Sekttrinken schicken, könnte die Liebe Kratzer bekommen. Wir sollten den Bayern lassen, was nur ihnen gehört. Vor allem: keine Oktoberfeste feiern.

Beim Heraustreten aus dem Berliner Hauptbahnhof schrak ich vorgestern zusammen und wollte mich schon empören. Eine Flüchtlingsunterkunft direkt an einem der modernsten Bahnhöfe Europas? Um dann festzustellen, dass das Monster von einem Zelt oktoberfestlich gemeint ist. Am Bratwurststand verkauft ein erschöpft aussehender Mann vom Balkan verbranntes Aas, das er am Grillrand kalt werden lässt. Die Wärme des Holzkohlefeuers braucht er für seine verfrorenen Hände. Diese Verelendung bayerischen Brauchtums könnte wahrscheinlich dazu führen, dass sich selbst Meister Eder vom Bayerntum lossagen würde.

Dabei ist es so einfach: Wir tragen keine Lederhosen oder Dirndl. Dafür bestellen wir weiter Leberkäsebrötchen und finden Bayern vor allem dort toll, wo es hingehört.