Es gehört mit zu den schlimmsten Vorstellungen, die Eltern haben können: dass das eigene Kind sich umbringt. Neben dem Schock und der Trauer kommt vermutlich – wie bei vielen Angehörigen nach einem Suizid – die Schuldfrage hinzu. Hätte ich dieses Unglück verhindern können? Bin ich vielleicht schuld daran? Schrecklich!

Ich erinnere mich noch an ein Interview mit einem Mädchen, bildhübsch, aus gutem, liebevollen Elternhaus, das schon mehrfach versucht hatte, sich das Leben zu nehmen. Es saß tieftraurig vor mir nach dem x-ten Besuch in einer Psychiatrie und es schien nur eine Frage der Zeit, bis das Mädchen es schaffen würde, sich selbst zu töten. Es litt unter Depressionen – dieser tückischen Krankheit, die oft nicht heilbar ist. Häufig sind es schwere depressive Schübe, die zur Selbsttötung führen, und ich fand es zunächst erstaunlich zu erfahren, dass die Quote der Männer dabei sehr viel höher ist als die der Frauen. Aber sie ist folgerichtig. Wer Probleme und Ängste hat, muss darüber mit jemandem reden. Das fällt vor allem Männern schwer, die als Kind keine ­Gefühle zeigen durften und womöglich noch den Spruch hörten: „Jungen weinen nicht.“ Hierüber sollten sich Eltern unbedingt bewusst werden und gegensteuern.