Im Bonner Haus der Geschichte zeigt eine Ausstellung eine Geisteshaltung, die es so schön nur hier gibt

Schauen wir den ewigen Tatsachen unseres Landes doch mal frontal ins ­Auge: Der oder die Deutsche, der oder die nicht mit einer rund 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit in einen Verein eintritt, muss erst noch geboren werden. Und sollten ­Aliens den Wesenskern des Deutschen an sich ergründen wollen, sie fänden dort – neben dem elften Gebot „Draußen nur Kännchen!“ – garantiert auch ein oder zwei Vereinsmitgliedsausweise. Eher aber drei.

Denn die eigentlichste aller Nationalsportarten ist weder Fußball noch Münster-„Tatort“-Sehen. Der Deutsche an sich ist nicht gern mit sich allein. Wenn schon, dann unter seinesgleichen. Also: im Verein. Rund 600.000 gibt es, es werden mehr und mehr (30 Prozent mehr in den letzten 20 Jahren), und es gibt sie seit Jahrhunderten. „Vereine fördern die Bestrebungen ihrer Mitglieder und stören die der anderen“, meinte Robert Musil, Autor von „Der Mann ohne Eigenschaften“. Zwar in Österreich geboren, andererseits: Niemand ist perfekt.

Als besonders vereinige Vereine wäre beispielsweise der Zentralverband Naturdarm e. V. zu nennen, der für authentisches Grillgut kämpft. Bei den Freunden der Zahl Pi müssen Eintrittswillige die ersten 100 Stellen nach dem Komma auswendig und ­ästhetisch vortragen können. Und in München ­taten sich 2001 D’Schwuhplattler zusammen.

Wer noch mehr darüber wissen möchte, muss ins Bonner Haus der ­Geschichte fahren. Dort ist derzeit die Ausstellung „Mein Verein“ zu bewundern. Am besten aber nicht allein, sondern im Rahmen eines Vereinsausflugs. Und die Abrechnung bleibt danach wie immer am Kassenwart hängen.