Berlin. Erste Umfragen: Bundeskanzlerin setzt sich nach Meinung der Zuschauer gegen den SPD-Kandidaten durch

Es ging um Flüchtlinge und Abschiebungen, Maut und Dieselaffäre, Steuern, Rente und Sicherheit: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD) sind am Sonntag beim einzigen TV-Duell vor der Bundestagswahl am 24. September aufeinandergetroffen. Am Ende der 97 Minuten langen Sendung schnitt Merkel insgesamt besser ab als Schulz.

In einer Blitzumfrage der ARD sahen 55 Prozent der Zuschauer die Kanzlerin vorne, lediglich 35 Prozent fanden SPD-Herausforderer Schulz überzeugender. Bei den noch unentschiedenen Wählern lag Merkel mit 48 zu 36 Prozent vorn. Eine große Mehrheit hielt Schulz für angriffslustiger (87 zu fünf Prozent) und bürgernäher (55 zu 24). Doch bei den Fragen nach Argumentation (Merkel 44, Schulz 38), Kompetenz (64 zu 20), Glaubwürdigkeit (49 zu 29) und Sympathie (49 zu 31) lag die Kanzlerin vorn. In einer ZDF-Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen antworteten 32 Prozent, Merkel habe sich besser geschlagen, 29 Prozent fanden Schulz besser, 39 Prozent sahen keinen Unterschied.

Schulz überraschte viele Zuschauer damit, dass er die Flüchtlingspolitik von Merkel attackierte. Sie habe kürzlich in einem Zeitungsinterview gesagt, sie würde heute genauso entscheiden wie 2015. „Dazu kann ich nicht raten“, sagte Schulz. „Der Einbezug unserer europäischen Nachbarn wäre besser gewesen.“ Diese seien vor vollendete Tatsachen gesetzt worden. Merkel wies das zurück. „Wir haben damals eine sehr dramatische Situation gehabt. Es gibt Momente im Leben einer Bundeskanzlerin, da müssen Sie entscheiden.“

Beide erhoben schwere Vorwürfe gegen die türkische Regierung. Der SPD-Vorsitzende sagte, bei einem Wahlsieg würde er die EU-Beitrittsverhandlungen beenden. „Hier sind alle roten Linien überschritten. Der Punkt ist beendet.“ Die Kanzlerin: „Die Türkei entfernt sich in einem atemberaubenden Tempo von allen demokratischen Gepflogenheiten.“ Merkel, die auch CDU-Chefin ist, versicherte, ihre Partei werde „in keinem Fall“ mit AfD oder der Linken koalieren. Merkel und Scholz versprachen, sie würden Familien mit Kindern finanziell entlasten.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) twitterte: „Drei Wochen vor der Bundestagswahl ist klar: @MartinSchulz ist der richtige Mann für das Kanzleramt.“

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