Berlin.

Die Zahl der Deutschen, die sich morgens nicht richtig erholt fühlen, nimmt laut einer Untersuchung der Krankenkasse DAK zu. 80 Prozent der Erwerbstätigen seien von Schlafstörungen betroffen, heißt es im DAK-Gesundheitsreport 2017. Hochgerechnet auf die Bevölkerung seien das etwa 34 Millionen Menschen. Ein Grund dafür, wenn auch nicht der häufigste, können Nacken- und Rückenprobleme sein, verursacht durch das Liegen auf einem „falschen“ Kopfkissen.

Die meisten Verbraucher betten ihren Kopf nach wie vor auf klassische Art: auf einem mit Federn gefüllten Kissen. Menschen ohne Beschwerden könnten getrost dabei bleiben – wer aber häufig nach unruhigem Schlaf über Nackenschmerzen und Verspannungen klage, sollte drei bis vier Wochen lang ein spezielles Stützkissen ausprobieren, rät der Leiter des schlafmedizinischen Zentrums an der Charité, Professor Ingo Fietze.

Vier Probeschläfer mit unterschiedlicher Statur

Auch der Deutsche Orthopäden-Verband erklärt: „Aus orthopädischer Sicht sind Nackenstützkissen grundsätzlich empfehlenswert.“ Wer diese verwende, sollte darauf achten, „dass der Körper in Rücken- oder Seitenlage mit der Halswirbelsäule eine Gerade bildet“. Bei Seitenschläfern dürfe die Halswirbelsäule nicht seitlich abknicken, bei Rückenschläfern nicht nach oben beziehungsweise unten.

Wie aufwändig und facettenreich die Suche nach dem passenden Stützkissen sein kann, beschreiben die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Test von 20 Produkten. Diese bestanden aus Schaumstoff, Viskose oder Latex. Manche hatten ein vorgeformtes Profil, andere ließen sich durch herausnehmbare Schichten individuell anpassen.

Die Tester begleiteten vier Menschen unterschiedlicher Statur ins Schlaflabor. Diese probierten die Nackenstützkissen auf harten und weichen Matratzen, in Seiten- oder Rückenlage aus. Anschließend wurden etwa 160 Messungen ausgewertet.

„Nur wenige Kissen lassen sich optimal an die Schlafpositionen, Schulterproportionen und die Härten der Matratzen anpassen“, so das Fazit der Untersuchung. „Bei acht Kissen funktionierte das Anpassen an Schulter oder Nacken nicht oder nicht gut genug“, schreiben die Warentester. Auf manchen Modellen lagen die Prüfpersonen erst gut, nachdem die Kissen gedreht oder gewendet worden waren. In ungünstigen Positionen knickte die Halswirbelsäule ab.

Vor allem schmalschultrige Seiten- und einige Rückenschläfer sollten Kissen vor einem Kauf ausprobieren – möglichst auf einer Matratze, die ähnlich hart ist wie die heimische, rät Stiftung Warentest. Mehrere Modelle seien für sie zu hoch gewesen.

Abgewertet wurden Produkte, deren Hersteller nicht erklärten, wie das Kissen korrekt liegen sollte. Ebenfalls abgewertet wurden Produkte aufgrund von „irreführenden Gesundheitsversprechen“ auf der Verpackung. „Im schlimmsten Fall vertrauen Verbraucher auf die Aussagen und verschleppen einen Besuch beim Arzt“, kritisiert Stiftung Warentest.

Irreführende Versprechenauf der Verpackung

Vier von 20 Nackenkissen sind dem Test zufolge echte Allrounder, drei davon erhielten das Gesamturteil „gut“: Testsieger Diamona Climatic sowie Centa-Star Relax Exquisit und Paradies reVita Ergonomic stützten jede Testperson gut ab. Dies galt den Angaben zufolge auch für das Modell KV14 von Werkmeister, welches allerdings aufgrund von „irreführenden Werbeversprechen“ abgewertet wurde. Ebenfalls insgesamt gut schnitt Dormabell Cervical ab, das Kissen aber hatte leichte Schwächen bei der Stützkraft auf harten Matratzen.

Der Deutsche Orthopäden-Verband weist darauf hin, dass falsches Liegen auf einem Nackenstützkissen zwar keine Wirbelsäulenschäden verursachen, aber sehr wohl Verspannungen und Fehlhaltungen auslösen könne. Die Orthopäden empfehlen: „Wer trotz Stützkissen morgens mit einem verspannten Nacken und Schmerzen aufwacht, sollte einen Arzt konsultieren.“ Eine Vielzahl von Ursachen könnte dafür verantwortlich sein. Empfehlenswert sei, diese nach eingehender Untersuchung einzugrenzen.