Haseldorf. Haseldorfer Pantheater erarbeitet Stück über den afrikanischen Kampf gegen deutsche Machthaber

„Eine Figur shake-speareschen Ausmaßes“ ist für Michael Leye vom Haseldorfer Pantheater der tansanische Freiheitskämpfer Kinjikitile. Er führte 1905 den Maji-Maji-Krieg gegen die Kolonialherren in dem damaligen Deutsch-Ostafrika an. Sein Leben bildet den Ausgangspunkt für das neue Stück „Kinjikitile lebt“ der einzigen Profi-Bühne im Kreis Pinneberg. Die Haseldorfer arbeiten dabei mit der Künstlergruppe TSE aus Daressalam, dem Regierungssitz Tansanias, zusammen. Am 12. September feiert dieses selbst erarbeitete Stück Premiere.

Kinjikitile hatte es geschafft, die zerstrittenen Völker Ostafrikas zu einen und in den Krieg gegen die brutale Unterdrückung durch die Kolonialherren zu führen. Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, Historiker gehen von bis zu 30.000 Opfern aus. Bei der Niederschlagung spielten afrikanische Söldner eine herausragende Rolle. „Er war eine tragische Figur, die Zehntausende in den Tod geführt hat“, sagt Leye über Kinjikitile.

Leye führt Regie und tritt zusammen mit seiner Pantheater-Mitstreiterin Annabell Andreas sowie Erick Gadiel und Rajabu Mohammed von der Gruppe „Talent Search and Empowerment“ aus Daressalam auf. Ein Historiendrama à la Shakespeare sollten die Besucher allerdings nicht erwarten. Video, Tanz und Musik werden inte-griert, eine richtige Rockband spielt.

Die freie Theatergruppe aus Haseldorf arbeitet seit 2013 mit TSE zusammen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge afrikanische Künstler zu fördern. „Kinjikitile lebt“ ist das dritte gemeinsame Projekt. Gadiel und Mohammed leben derzeit im Rahmen eines Austauschprogramms in Hamburg.

Im öffentlichen Bewusstsein spielt das koloniale Erbe Deutschlands praktisch keine Rolle, sagt Leye. Dabei gilt der Maji-Maji-Aufstand als einer der größten Kolonialkriege in der Geschichte des afrikanischen Kontinents. Dies zu ändern, hat sich die Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ an der Hamburger Universität vorgenommen. Von dort kam die Anregung zu dem Stück. Hamburger Politiker unterstützen die Ausarbeitung. Daressalam ist Partnerstadt Hamburgs. Und so kommt finanzielle Hilfe für das Theaterprojekt unter anderem von der Senatskanzlei.

Kinjikitile lebt: 12.+13.9. 19.30 Uhr, Pantheater, Deichreihe 29, 04129/607, Eintritt frei; 15.9. 18 Uhr, Rathaus Hamburg; 12.-15.10. und 19.-22.10. 20 Uhr Muttheater, Amanda­straße 58, Hamburg; 27.10. 20 Uhr, Monsuntheater, Friedensallee 20