Zum Beispiel über Praktika führt der Weg ins Berufsleben. Jugendberufsagentur kann helfen.

ine Ausbildung finden? Schön und gut – aber was, wenn es bisher noch nicht mit dem Schulabschluss geklappt hat? Habe ich dann überhaupt eine Chance, einen Ausbildungsplatz zu ergattern?

Eine rechtliche Vorgabe, welchen Schulabschluss man für eine bestimmte Ausbildung benötigt, gibt es nicht, dennoch erwarten viele Betriebe mindestens den ersten Schulabschluss. Kein Wunder, schließlich haben die Firmen die berechtigte Sorge, dass der Lehrling trotz erfolgreicher Arbeit im Betrieb an den Prüfungen in der Berufsschule scheitern könnte.

Doch es gibt Hoffnung: „Im Hamburger Handwerk hatten 4,6 Prozent der Azubis, die 2016 angefangen haben, keinen Schulabschluss. Das entspricht 106 Auszubildenden“, sagt Oliver Thieß, Leiter der Bildungspolitik bei der Handwerkskammer Hamburg. Eine gute Nachricht für alle, die keinen Schulabschluss haben: Sie haben grundsätzlich die Möglichkeit, eine Ausbildung zu beginnen.

Leicht aber ist der Weg in das Berufsleben ohne ersten Schulabschluss nicht. „Eine Möglichkeit für die jungen Menschen, an die Ausbildungsplätze zu kommen, ist ein Praktikum“, sagt Thieß. Dort könnten die Jugendlichen zeigen, dass sie Lust auf eine Ausbildung haben und eine Bereicherung für den Betrieb darstellen.

Robert Beier, Berufsberater U 25 bei der Jugendberufsagentur in Bergedorf, kennt diese Fälle und sagt: „Unabhängig davon, wie verzwickt die Lage ist: Der Weg sollte für Jugendliche, die keinen Abschluss haben, immer zu uns führen.“ In einem individuellen Beratungsgespräch klären Beier und seine Kollegen, die in Hamburg an verschiedenen Standorten sitzen, zunächst einmal, welche beruflichen Ziele der Jugendliche habe.

Denn Wege, so erklärt der Berufsberater, gibt es viele: „Zunächst haben Jugendliche an den Stadtteilschulen in drei Schritten die Möglichkeit, ihren ersten Abschluss zu machen: nach dem neunten Schuljahr, nach dem zehnten und dann noch einmal in einem elften Jahr.“ Sollte das nicht klappen oder die schulischen Angebote für den jungen Erwachsenen aus anderen Gründen nicht mehr infrage kommen, gibt es die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss über eine Abendschule zu erwerben.

„Außerdem eröffnen wir den nicht mehr Schulpflichtigen mit unseren Berufsvorbereitungsmaßnahmen die Möglichkeit, sich praktisch zu orientieren und zugleich den Schulabschluss zu machen“, so Beier. Auf diesem Weg holten Teilnehmer das theoretische Wissen und die Prüfungen nach und kämen zugleich mit einer Auswahl an Ausbildungsberufen in Kontakt. „In diesem Rahmen finden auch Orientierungspraktika statt“, sagt Beier. „Und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich an das Praktikum eine Ausbildung in dem Betrieb anschließt.“

Die Berufsberatung innerhalb der Jugendberufsagentur übernimmt die Aufgabe der Orientierung, Vermittlung und Förderung. Dabei sei der Erwerb des ersten Schulabschlusses für die Vermittlung einer Ausbildung nicht in jedem Fall zwingend notwendig. „Es gibt geförderte Ausbildungen, die von der Arbeitsagentur und der Stadt Hamburg angeboten werden und über uns als Jugendberufsagentur vermittelt werden.“

Für diese sei der Schulabschluss allein nicht ausschlaggebend, wohl aber der Beweis, dass man das passende Leistungsniveau für eine Ausbildung erbringt. Und das bedeutet konkret: „Wir haben die Möglichkeiten, mit einem Test den schulischen Leistungsstand unabhängig von den erreichten Noten im Zeugnis zu ermitteln“, sagt Beier. Wer den Test besteht, hat Chancen, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Und im Anschluss an die erfolgreich absolvierte Ausbildung würden die Jugendlichen später automatisch ihren Schulabschluss bekommen.

Manche Unternehmen, das weiß Oliver Thieß von der Handwerkskammer, würden übrigens gezielt Jugendliche mit ungünstigeren Voraussetzungen einstellen. „Einige Mitarbeiter dort sind auch auf Umwegen in den Beruf gestartet und verstehen es nun als ihre Aufgabe, den Jugendlichen eine Chance zu geben.“ Eine Chance, die viele Bewerber ergreifen: Sie können sich in den drei Lehrjahren beweisen – und andere von ihrem Potenzial und ihren Leistungen überzeugen.