London.

Jetzt kommt alles wieder hoch. Die Märchenhochzeit, die unglückliche Ehe, die Affären, der tragische Tod. Vor zwanzig Jahren verunglückte Prinzessin Diana bei einem Verkehrsunfall in Paris. Sie wurde nur 36 Jahre alt. Ihr Tod wurde von der ganzen Welt betrauert. Zum 20. Todestag flammt das Interesse wieder auf.

Auch ihre beiden Söhne – Prinz William und Prinz Harry – befeuern die Erinnerungsmaschinerie: Sie hatten sich bereit erklärt, an gleich zwei TV-Dokumentationen mitzuwirken, um, wie es William ausdrückt, „eine Seite von ihr zu zeigen, die andere bislang noch nicht gesehen haben“.

Es ist kein Wunder, dass Dianas Geschichte immer noch fasziniert: Die Heirat der 20-jährigen Grafentochter mit dem zwölf Jahre älteren Charles 1981 wurde als die „Hochzeit des Jahrhunderts“ gefeiert. Doch die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Weniger aus Liebe, mehr aus Pflichtgefühl nahm der Thronfolger Diana zur Frau. Doch schon bald war klar, dass er sich immer noch zu seiner Jugendfreundin Camilla hingezogen fühlte.

1992 kam ein Buch heraus, das mit dem schönen Schein aufräumte. Diana, die sich gefangen fühlte im golden Käfig, hatte mit dem Journalisten Andrew Morton zusammengearbeitet und lieferte ausführliche Interviews, die zu der Veröffentlichung von „Diana: Ihre wahre Geschichte“ führten. Von da an wusste die Welt von Charles’ Untreue, von der Bulimie Dianas, von ihren Depressionen und den Selbstmordversuchen. Wenige Monate später, im Dezember 1992, kam es zur Trennung – doch ein langes Glück blieb ihr verwehrt.

In der Nacht des 31. August 1997 rast ein schwarzer Mercedes in den Tunnel unter der Pont de l’Alma in Paris. Am Steuer: Henri Paul, der Sicherheitsmanager des Hotels „Ritz“, auf dem Rücksitz Diana und ihr Liebhaber Dodi al-Fayed. Der Mercedes wird verfolgt von Paparazzi auf Motorrädern, er fährt zu schnell, fast Tempo 100. Henri Paul verliert die Kontrolle, die Limousine kracht in den 13. Pfeiler. Diana überlebt den Unfall nur um wenige Stunden. Der Chauffeur hatte beim Crash 1,7 Promille Alkohol im Blut, zudem hatte er Beruhigungsmittel geschluckt.

Dianas Leichnam wird nach England überführt. Die Briten scheinen schier untröstlich über den tragischen Tod ihrer „Volksprinzessin“, ihrer „Königin der Herzen“. Zehntausende strömen nach London, um vor den Toren des Kensington-Palastes Blumensträuße niederzulegen.

Es wurde die „Blumenrevolution“ genannt: der Aufstand der Untertanen Ihrer Majestät im Namen Dianas. Man forderte den Abschied von den alten Establishment-Werten und die Besinnung auf das, wofür die Volksprinzessin stand: Wärme, Mitgefühl, Emotionalität, die Einbeziehung von Minderheiten, das Eintreten für Vielfalt. Premierminister Tony Blair erklärte das zu ihrem Vermächtnis und forderte die Nation auf: „Lasst uns ein besseres, mitfühlenderes Britannien sein!“ Und tatsächlich markierte der Tod Dianas so etwas wie einen Mentalitätswandel. Werte wie Anteilnahme, Toleranz, Verständnis und Konsens wurden wichtig.

William und Harry prägen jetzt das royale Erscheinungsbild

Harsche Kritik an der Queen wurde laut, weil die sich anscheinend gefühlskalt und unnahbar zeigte. In der Folge nahm sich das Königshaus den Wunsch zu Herzen und bemühte sich nach Kräften, mit der Zeit zu gehen: Die Queen überraschte mit einem offiziellen Auftritt in einer Kneipe, und Prinz Charles traf sich mit den Spice Girls. Aber vor allem akzeptierte man, dass der Fokus in der Zukunft auf den beiden Jungen liegen wird: William und Harry werden immer mehr das Erscheinungsbild der Royals prägen.

Niemand würde von der Queen eine herzliche Umarmung erwarten. Die Prinzen jedoch – William und Harry – haben keine Probleme, Menschen in den Arm zu nehmen. Sie haben von ihrer Mutter die ungezwungene Art geerbt. Auch zeigen sie Gefühl. Im April gab Prinz Harry ein ausführliches Interview, in dem er über seine psychologischen Probleme sprach, die der Tod seiner Mutter mit sich brachte.

Und was ist mit Prinz Charles? Dianas Gedenkjahr war schlecht für seine Popularität. Dachten 2013 lediglich 15 Prozent der Briten, dass Charles schlecht für die Monarchie ist, so denken das jetzt 27 Prozent. Eine aktuelle Umfrage zeigte, dass eine Mehrheit der Briten, 51 Prozent, Prinz William als den nächsten Monarchen sehen wollen und nur 22 Prozent den Thronfolger. Doch ein Überspringen der Thronfolge würde William trotz aller Weitherzigkeit nicht mitmachen wollen.